Der digitale Gruß am Berg

von Redaktion

Jennerbahn setzt auf QR-Codes statt Gipfelbuch aus Papier

Wer mit dem Handy den QR-Code am Kreuz scannt, gelangt zum digitalen Gipfelbuch.

Der Gipfel des Jenners im Berchtesgadener Land ist ein beliebtes Ausflugsziel. © Jennerbahn (2)

Berchtesgaden – Seit sechs Wochen hat der Gipfel des Jenners im Berchtesgadener Land wieder ein Gipfelbuch. Keins aus Papier – sondern ein digitales. Am Sockel des Gipfelkreuzes und an der Aussichtsplattform Königsblick sind Plaketten mit QR-Codes angebracht. Wer sie mit dem Handy scannt, landet direkt im digitalen Gipfelbuch auf der Internetseite der Jennerbahn.

Schon seit einigen Jahren hatte es auf dem Jenner kein Gipfelbuch mehr gegeben, berichtet Isabel Stöckl von der Berchtesgadener Bergbahn AG. „Der Jenner ist ein viel besuchter Berg, weil der Aufstieg nicht so schwierig ist“, sagt sie. Deshalb war der Wunsch da, den Bergsteigern wieder eine Möglichkeit zu geben, einen Gruß oder ein paar Zeilen zu hinterlassen. „Ein klassisches Papierbuch ist wegen der hohen Besucherzahl nicht praktikabel“, erklärt Jennerbahn-Vorstand Thomas Mühlthaler. Ständig müsste jemand die 74 Höhenmeter von der Bergstation zum Gipfel bewältigen, um ein neues Buch in einer regendichten Blechbox zu hinterlegen. „Gleichzeitig wissen wir, dass viele Menschen die Tradition der Gipfelbuch-Einträge sehr schätzen.“ Das digitale Gipfelbuch sei eine Lösung, um die beliebte Gepflogenheit in zeitgemäßer Form fortzuführen.

Über den QR-Code können die Gipfelstürmer nun nicht nur ein paar Zeilen hinterlassen, sondern auch bis zu drei Fotos hochladen. Diese Möglichkeit wird seit Anfang Juli bereits intensiv genutzt. Der Ausblick vom Jenner ist im digitalen Gipfelbuch in allen Wetterlagen zu bewundern. Und viele Menschen nutzen das Buch auch, um besondere Momente zu teilen. Zum Beispiel Tracy und Thorsten. Sie haben am 10. Juli ein Bild von der Aussicht gepostet, auf dem auch ihre Hände zu sehen sind. Inklusive goldenem Ring. „Sie hat Ja gesagt“, steht darunter. Ein paar Tage nach ihnen waren Jasmin und Marcel am Jenner-Kreuz – sie sind schon einen Schritt weiter als Tracy und Thorsten und haben hier einen Tag ihrer Flitterwochen genossen, wie sie schreiben. Bei Kaiserwetter. Auch ein Geocacher fand auf dem Weg zum Gipfel, was er gesucht hat: Er hinterließ ein Bild des versteckten Logbuchs, in dem er sich eingetragen hat.

„Die Leute tragen sich gerne ein. Auch digital“, sagt Isabel Stöckl. Sie und ihr Team sind mit der Resonanz bislang sehr zufrieden. Negative Rückmeldungen habe es bisher nicht gegeben, sagt sie. Die meisten würden am Gipfel ja ohnehin das Handy zücken, um Fotos zu machen. Viele dieser Bilder landen in den Sozialen Netzwerken – ein digitales Gipfelbuch entspreche dem Zeitgeist, sagt Stöckl.

Gipfelbücher gibt es bereits seit den 1850er-Jahren. Sie sind vermutlich aus Gästebüchern entstanden, die es an Wallfahrtsorten gab. Die Bücher haben sich über die Jahre zu historischen Dokumenten entwickelt. Sie drücken aus, wie groß die Faszination für die Natur ist, tragen Geschichten aus der Bergwelt in sich – und lieferten bei so mancher Bergrettung wichtige Hinweise. Der Jenner ist nicht der erste Berg, der nun ein digitales Gipfelbuch hat. Am Feldberg im Schwarzwald gibt es bereits seit 15 Jahren QR-Codes für alle, die ein paar Zeilen hinterlassen wollen. Dazu müssen die Handys aber ihren GPS-Standort preisgeben – denn wer sich im Gipfelbuch verewigen will, muss nach wie vor hoch auf den Berg.

Allerdings muss man nicht mehr hochwandern, um im Gipfelbuch lesen zu können. Das ist neben der Wetterbeständigkeit ein weiterer positiver Nebeneffekt der digitalen Variante. Auf der Internetseite www. jennerbahn.de/das-digitale-jennerbahn-gipfelbuch sind alle Einträge und Fotos öffentlich. Das Team der Jennerbahn hofft, dass die Einträge für viele Touristen eine Anregung sind, selbst den Gipfel zu besteigen. Es gibt schon nach sechs Wochen etliche Einträge, die darauf Lust machen. Einige berichten im digitalen Gipfelbuch von dem unglaublichen Gefühl, oben anzukommen, andere schwärmen in vielen Worten von der Aussicht. Ein Bergsteiger brauchte am 4. August nur drei Worte, um den Moment oben am Jenner zusammenzufasse. Er schrieb: „Berge machen glücklich!“KATRIN WOITSCH

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