DAS PORTRÄT

Der Pfarrer im Grenzgebiet

von Redaktion

David Metzger aus dem Allgäu. © epd

Der bayerische Pfarrer David Metzger betreut die evangelische Kirchengemeinde in der österreichischen Enklave im Kleinwalsertal – und fühlt sich dort „sehr wohl und sehr willkommen“. Die Kleinwalsertaler fänden ihre deutschen Pfarrer inzwischen relativ normal, sagte der 39-Jährige.

Die bayerische evangelische Landeskirche stellt seit Jahrzehnten Pfarrer fürs Kleinwalsertal, dessen einzige Zufahrtsstraße aus Deutschland kommt. Das Kleinwalsertal ist überwiegend katholisch. Für die wenigen Evangelischen, die nach dem Zweiten Weltkrieg hierhin gezogen sind, hat sich eine eigene Pfarrstelle wahrscheinlich nicht rentiert, sagt David Metzger, der das Kleinwalsertal vom Allgäu aus mitbetreut. Im Kleinwalsertal leben etwa 5000 Menschen, nur 500 bis 600 sind evangelisch. „Natürlich bin ich als Deutscher erst mal der Zugezogene, das wäre aber auch woanders so“, sagt der Pfarrer. Die Kleinwalsertaler fühlen sich trotz ihrer Nähe zu Deutschland als Österreicher. Ein bisschen gewitzelt werde daher schon manchmal über ihn, aber in einem sehr freundschaftlichen Rahmen.

Metzger ist bereits seit dreieinhalb Jahren Pfarrer im Kleinwalsertal. Gereizt an seinem Arbeitsplatz hätten ihn in erster Linie die Berge. „Ich gehe gern wandern und skifahren. Ich genieße die Sonnenaufgänge hinterm Elfer, das Bergpanorama. Es ist wirklich ein sehr schöner Ort zum Leben.“ Neben seiner Arbeit als Gemeindepfarrer ist er auch noch Gästeseelsorger. Zu seinen Kernaufgaben gehörten in diesem Bereich unter anderem Berggottesdienste, spirituelle Wanderungen, Fackelwanderungen oder Taizé-Andachten. Als Gästeseelsorger ist er neben dem Kleinwalsertal auch auf deutscher Seite im Allgäu unterwegs. Er fühlt sich daher – wie auch die Kleinwalsertaler selbst – als „Grenzgänger“ zwischen den Welten.

Neben seinem außergewöhnlichen Stellenzuschnitt hat Metzger noch eine weitere Besonderheit parat. Als Gemeindepfarrer ist er für die evangelische Kreuzkirche im Kleinwalsertal auf rund 1150 Metern Höhe zuständig. Damit ist sie die höchstgelegene Kirche der bayerischen Landeskirche – kurioserweise aber auf österreichischem Boden. Der Stellenzuschnitt im Kleinwalsertal ist eine Besonderheit und geht auf ein Abkommen zwischen bayerischer Landeskirche und Evangelischer Kirche in Österreich zurück. Eine ähnliche Vereinbarung gibt es noch für das Gebiet um Füssen-Reutte, nur wenige Kilometer entfernt: Der dortige evangelische Pfarrer Michael Jäger ist Seelsorger im bayerischen Königswinkel und in der österreichischen Kirchengemeinde Reutte. Anders als David Metzger hat er allerdings zwei Dienstherren: die bayerische Landeskirche und die Evangelische Kirche in ÖsterreichEPD

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