Immer noch gerne am Steuer: Karl Meyer. © Thomas SEHR
Grainau – Die tumultartigen Szenen, die sich am vergangenen Wochenende am Eibsee in Grainau abspielten, sind durch die Medien gegangen. Wie berichtet hatten sich Menschen in total überfüllte Busse gequetscht, Fahrgäste gerieten in Panik. Karl Meyer kennt solche Szenen schon lange. Er fährt Busse auf der Eibsee-Strecke. Regelmäßig sieht er die Folgen des Massentourismus.
Auch er hat das Video vom vergangenen Samstag gesehen, das durch die Sozialen Medien kursierte. „So ist es bei mir auch schon zugegangen“, sagt der Grainauer. Die Arbeitstage sind während der Hochsaison eine tägliche Belastungsprobe für ihn und seine Kollegen. Er sagt: „Wir bekommen die Menschen teilweise einfach nicht mehr weg.“
Und das, obwohl der Regionalverkehr Oberbayern auf der Route bereits mehrere Gelenkbusse einsetzt, die eigentlich eher in Städten unterwegs sind. Ein großes Problem für die Busfahrer sind die Staus, erklärt Meyer. Manchmal lässt Meyer Fahrgäste deswegen an der Christlhütte aussteigen – weil sie zu Fuß schneller sind. Häufig hat er es schon erlebt, dass bei einzelnen Fahrgästen die Stimmung gekippt ist. Und dieser Frust landet dann regelmäßig bei den Busfahrern, berichtet Meyer. Er sei schon häufig beleidigt worden. Nicht alle Kollegen können das so gut an sich abprallen lassen, sagt er. Manchmal sei es „abartig“, wie sich einige Menschen verhalten. Natürlich sind nicht alle Fahrgäste so, betont er. Aber die unangenehmen Vorfälle würden sich häufen.
Immer wieder erlebt er es auch, dass die Menschen sich in die bereits vollen Busse drängen. Die Rücksicht bleibe sehr häufig auf der Strecke. Das erlebt Meyer auf keiner seiner Routen so wie am Eibsee. Karl Meyer hat es dennoch geschafft, die Liebe zu seinem Job nicht zu verlieren. „Ich bin weiterhin gerne Busfahrer.“ Aber er hat Kollegen, die von vornherein ausschließen, die Eibsee-Strecke zu übernehmen, berichtet er. „Dort ist der harte Kern unterwegs.“ Wer diese hochfrequentierte Route fahre, brauche viel Ruhe und ein dickes Fell. Beides hat Karl Meyer glücklicherweise.TOBIAS SCHWANINGER