Der Grabungsleiter Sebastian Hornung.
Die rätselhafte keltische Bronzestatuette: Was war ihr Zweck? © Yannick Thedens (2)
Manching/München – Rund 2300 Jahre lag er in einem Graben in Manching südlich von Ingolstadt, während um ihn immer wieder neue Kulturen entstanden und verschwanden: ein Keltenkrieger aus Bronze. Nur 7,5 Zentimeter groß und 55 Gramm schwer. Wer war dieser Krieger, der zwischen Tierknochen und Schlacken schlummerte, sich mit einem Schild schützte und sein Schwert nach vorne stößt? Dazu könne man viele Hypothesen aufstellen, sagt Thomas Stöckl, Diplom-Restaurator am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, als er den Krieger der Öffentlichkeit präsentiert. Wozu die Bronzestatuette tatsächlich diente, könne man aus heutiger Sicht nicht sagen. Fest stehe aber: „Durch diesen Fund kommen wir ganz nah an die Geschichte unserer Vorfahren“, sagt Katharina Schmid, Sprecherin des Landesdenkmalamts.
Die Figur war eine von zehntausenden Funden – von Fischschuppen bis hin zu Scherben – die Archäologen von 2021 bis 2024 in der keltischen Großsiedlung in Manching ausgegraben haben. Das Oppidum in Manching, so der offizielle Namen, war die bekannteste keltische Großsiedlung in Europa. Die Besiedlung begann Ende des 4. Jahrhunderts vor Christus, der Ort bot Platz für bis zu 10 000 Menschen. Drei Jahre lang untersuchten Archäologen die 6800 Quadratmeter große Fläche.
Neben der Kriegerstatue entdeckten sie auch Knochen-Artefakte. In einem Kastenbrunnen lagen sterbliche Überreste von mindestens drei Menschen. Ein Ritual? Auch dieser Fund lässt die Wissenschaftler mit Fragen zurück. Den größten Teil der Ausgrabungen machten aber Tierknochen und Keramik aus, dazu 15 000 Metallteile.
Grabungsleiter Sebastian Hornung ist fasziniert davon, was im Oppidum in der Erde liegt. „Es ist eine spannende Fundstelle“, betont er. Das Forscherteam konnte anhand von Fischschuppen und Gräten erstmals belegen, dass die Kelten in der späteisenzeitlichen Siedlung Fisch aßen.ZEYNEP POLAT