Louis-Ferdinand Warlimont aus Holzkirchen. © tp
Das ruhige Rentnerleben ist nichts für Louis-Ferdinand Warlimont. Mit seinen 80 Jahren hat sich der Holzkirchner für einen Freiwilligendienst in Argentinien gemeldet. Er wird dort in einem Kinderdorf arbeiten.
Louis-Ferdinand Warlimont ist ein Abenteurer. Als junger Mann ist er einmal per Anhalter durch Europa gereist. Er hat im Leben gelernt, Dinge auf sich zukommen zu lassen. Offenheit und Spontaneität seien wichtig, betont er. „Man darf sich nicht dauernd fragen: Was ist, wenn…?“ Von dieser Lebenseinstellung wird der 80-Jährige aus Holzkirchen vermutlich bald wieder profitieren. Er möchte einen Freiwilligendienst in Argentinen absolvieren.
Der Ruhestand ist nichts für ihn, das hat der Volkswirt schnell gemerkt, als er sich aus dem Berufsleben verabschiedete. Am Strand im Liegestuhl das Nichtstun genießen? „Um Gottes willen, das wäre für mich eine Bestrafung“, sagt er und lacht. Vergangenes Jahr ist er mit einer Delegation der Pfarrer-Walter-Waldschütz-Stiftung (PWWS) nach Argentinien gereist. Die Gruppe besuchte damals auch das Kinderdorft Hogar Jesús Nino in der Stadt Puerto Rico. Die Einrichtung gibt 35 Kindern und Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen ein familienähnliches Zuhause. Der Kolping-Verband unterstützt das Kinderdorf über die PWWS – mit Geld und mit freiwilligen Helfern. Bei Warlimont hinterließ die Reise damals einen bleibenden Eindruck. „Ich habe eine Jugend erlebt, die in ganz anderen Verhältnissen aufwächst“, sagt er. Im Vergleich dazu habe auch seine Generation in der Kindheit viel Wohlstand genossen. Auch das Engagement der Mitarbeiter im Kinderdorf beeindruckte ihn sehr. „Es ist unglaublich, wie sie mit dem Wenigen, das sie haben, anderen etwas beibringen.“ Die Kinder besuchen öffentliche Schulen und erhalten Nachhilfeunterricht. Junge Erwachsene erhalten eine Ausbildung. Als Warlimont wieder in Bayern war, wusste er, dass er sich ebenfalls engagieren will. „Ich möchte denen helfen, die dringend Hilfe brauchen“, sagt der dreifache Großvater. Er hofft, dass er dadurch auch andere zu sozialem Engagement motivieren kann.
Im Oktober wird er nach Argentinien reisen und dort seinen sechswöchigen Freiwilligendienst im Kinderdorf antreten. Küchendienst, Büro-Tätigkeiten, die Kinder zur Schule und zum Kindergarten begleiten – das werden seine Aufgaben sein. Spanisch spricht der 80-Jährige nicht. Das macht ihm aber keine Sorgen. Denn ein Freund aus Dietramszell begleitet ihn und kann für ihn übersetzen. Natürlich sei das für ihn alles eine Herausforderung, sagt Warlimont. Aber er ist sich sicher: „Ich pack das!“BETTINA STUHLWEISSENBURG