Telefonat im Bus: Fahrgast fliegt raus

von Redaktion

Sie mussten den Bus nach dem Telefonat verlassen: Halgord Omar mit seiner fünfjährigen Stieftochter am Bahnhof Schongau. © Foto: Privat

Schongau – Wer im Bus telefoniert, fliegt raus. Diese Erfahrung hat zumindest Halgord Omar (38) in Schongau gemacht – als Passagier bei einem offenbar besonders strengen Busfahrer. Der freie Journalist lebt in Berlin. Am Abend des 7. August war er mit seiner fünfjährigen Stieftochter im Landkreis Weilheim-Schongau unterwegs. Was er erlebt hat, teilte er danach auf Facebook.

„Ich verstehe nicht, warum ich nicht mitfahren durfte“, erzählt Omar im Gespräch mit unserer Redaktion. Er sei vergangene Woche zu Besuch im Oberland gewesen. Seine Partnerin lebt mit ihrer Tochter in Altenstadt, einem Nachbarort von Schongau. „Wir waren alle krank“, sagt Omar. Ein Magen-Darm-Infekt. Deswegen fuhr er mit einem Rezept zur Apotheke in Schongau, um ein Medikament zu kaufen. Weil dort das Präparat nicht vorrätig war, stieg er gegen 18 Uhr mit dem Kind am Bahnhof Schongau in einen Bus des örtlichen Anbieters Regionalverkehr Oberbayern (RVO). Fahrtrichtung: Altenstadt. „Im Bus habe ich meiner Freundin am Telefon erzählt, dass wir die Medizin in einer Apotheke dort abholen wollen“, erzählt Omar. „Ich habe mit Kabelkopfhörern telefoniert und nicht laut. Doch der Busfahrer hat gesagt, dass Telefonieren verboten ist.“

Für Omar war das nicht nachvollziehbar, aber er habe das dann akzeptieren wollen, berichtet er. Er brauchte ja die Medizin. „Zwei, drei Minuten später hat meine Freundin zurückgerufen.“ Es sei um den Infekt gegangen, ein wichtiges Telefonat. „Ich habe das dem Busfahrer erklärt, aber es hat ihn nicht interessiert. Dann hat er angehalten und die Polizei gerufen.“ Maximilian Stemmler bestätigt den Vorfall. Er ist Dienstgruppenleiter bei der Polizeiinspektion in Schongau. „Der Mann ist freiwillig ausgestiegen. Er hat der Polizei gegenüber angegeben, leise telefoniert zu haben. Ein anderer Fahrgast hat von einem lauten Gespräch berichtet.“ Halgord Omar erinnert sich an nur einen weiteren Fahrgast, einen Jugendlichen. Dieser habe nicht den Eindruck gemacht, als hätte er sich belästigt gefühlt durch die Telefonate, sagt er.

Laute Telefonate in Bussen oder Bahnen sorgen immer wieder für Ärger bei Fahrgästen. Ende vergangenen Jahres startete die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) deswegen eine Kampagne für mehr Rücksicht in Bussen und Bahnen. Angesprochen fühlen sollen sich Leute, die über die Freisprech-Funktion im öffentlichen Nahverkehr telefonieren, ohne Kopfhörer Musik hören oder laute Videos schauen. Fast jeder kennt das – und viele fühlen sich dadurch belästigt.

In den Bussen des RVO gelten die Beförderungsbedingungen des Münchner Verkehrsverbundes (MVV), erklärt ein Sprecher der zuständigen Deutschen Bahn auf Anfrage. Paragraf 4 enthält die Verhaltensregeln für Fahrgäste. Es ist etwa verboten, während der Fahrt mit dem Fahrer zu sprechen oder „Tonwiedergabegeräte zu benutzen“. Handys sind dort verboten, wo mittels Symbolen darauf hingewiesen wird.

„Ich habe im Bus kein Schild gesehen, das das Telefonieren verbietet“, erzählt Halgord Omar. Und die Frage, ob ein solcher Hinweis in den Bussen existiert, lässt der Bahnsprecher am Freitag unbeantwortet. Aufgrund vieler Anfragen könne man „diesen einzelnen Vorfall nicht im Detail recherchieren“.

Laut Maximilian Stemmler von der Schongauer Polizei gab es noch ein Verwarnungsgeld in Höhe von 25 Euro. Das muss Halgord Omar nun bezahlen. Zusätzlich zu den rund 15 Euro Fahrtkosten fürs Taxi nach Altenstadt.

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