In den Wasserfällen fanden die Verunglückten kam Halt.
An dieser Stelle, an der die Partnach entspringt, hat sich der Unfall ereignet. © Björn Láczay/Flickr (2)
Garmisch-Partenkirchen – Eine 49-jährige Frau hat sich am Ursprung der Partnach im Zugspitzmassiv in Garmisch-Partenkirchen so schwer verletzt, dass sie nach einem Unfall am Mittwochabend noch in der Nacht gestorben ist. Die Frau war Teil einer achtköpfigen Wandergruppe, die über das Reintal zur Zugspitze aufsteigen wollte. An der Reintalangerhütte (1369 Meter) machten sie halt. Die Wanderer wollten dort die Nacht verbringen, um am Donnerstag Deutschlands höchsten Berg zu erklimmen.
Nach dem schweißtreibenden Aufstieg – im Tal waren es 33 Grad – wollte sich ein Teil der Gruppe am Mittwochabend noch etwas abkühlen. Die Wanderer machten sich zum Partnachursprung auf, wo sich der schwere Unfall ereignete. Der Partnachursprung gilt als eine der größten Karstquellen der Bayerischen Alpen. Das Landesamt für Umwelt hat durch Markierungsarbeiten nachgewiesen, dass das gesamte Zugspitzplatt ein in sich abgeschlossenes Einzugsgebiet mit nur diesem einen Quellaustritt ist. Vor allem Schmelzwasser speist die Quelle, die im langjährigen Durchschnitt etwa 1500 Liter Wasser die Sekunde liefert. Das Wasser aus der Bodenquelle sammelt sich in einem kleinen Becken und fließt dann über Wasserfälle hinab ins Reintal.
Die 49-Jährige aus der rheinland-pfälzischen Stadt Speyer ist am Mittwochabend beim Baden in der Gumpe einen Wasserfall hinabgestürzt. Wie die Polizei mitteilt, konnte sie sich nicht mehr eigenständig über Wasser halten. Ihr 48-jähriger Ehemann und der Bergwanderführer, der die Gruppe begleitet hatte, eilten ihr sofort zu Hilfe. Das Ehepaar konnte sich bei der starken Strömung nicht mehr festhalten und stürzte über einen Wasserfall weiter in die Tiefe. Der Bergführer konnte sich laut Polizei retten, das Paar kam im Wasser zum Liegen.
Andy Kiechle, Hüttenwirt der Reintalangerhütte, verständigte umgehend die Bergwacht Garmisch-Partenkirchen, die mit zwei Rettungshubschraubern die Erstversorgung der beiden Abgestürzten übernahm. Sie mussten bei völliger Dunkelheit versorgt werden, um anschließend in Krankenhäuser geflogen werden zu können. Dort erlag die Frau noch in der Nacht ihren schweren Verletzungen, ihr Ehemann liegt schwer verletzt im Krankenhaus.
Die Kinder der beiden sowie ein weiteres Kind mussten den Unfall mit ansehen. Sie wurden vor Ort durch die Bergwacht versorgt, erst ein Stück zu Fuß und dann in einem Fahrzeug ins Tal gebracht. Ein Kriseninterventionsteam hat sich um sie gekümmert. Verwandte aus Baden-Württemberg haben sich sofort auf den Weg nach Garmisch-Partenkirchen gemacht. Der fordernde Einsatz war für die 13 Rettungskräfte, darunter vier Notärzte, erst in der Nacht gegen 2.30 Uhr beendet.
Bei der örtlichen Bergwacht ordnet man das Gebiet rund um den Partnach-Ursprung auf 1440 Meter Höhe keinesfalls als Unfallschwerpunkt ein. Auch Hüttenwirt Andy Kiechle kann sich nicht an ein ähnliches Unglück erinnern. Der 37-Jährige kennt die Reintalangerhütte und das Gelände seit 20 Jahren. Im Jahr 2005 verbrachte er hier seine erste Saison bei seinem Vorgänger Charly Wehrle, der die Hütte seit 1986 führte. „Wir haben telefoniert und auch er kann sich an keinen solchen Fall erinnern“, berichtet Kiechle.
Die Partnach führe derzeit nicht außergewöhnlich viel Wasser. „In der Gumpe herrscht keine starke Strömung“, sagt Kiechle. „Aber es gibt Stellen, an denen man nicht ausrutschen darf.“ Nur so kann sich der Hüttenwirt den tragischen Unfall erklären. Die Alpine Einsatzgruppe des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd ermittelt. CORNELIA SCHRAMM