Völlig zerstört: Das Wrack des Autos wird abtransportiert. Die beiden Fahrzeuginsassen waren vermutlich sofort tot.
Einsatzkräfte an dem beschädigten Zug: Auch eine Notbremsung konnte den Zusammenstoß nicht verhindern. © Vifogra (2)
Maching – Es ist Samstag, 23.43 Uhr, als in der Leitstelle ein automatischer Notruf eingeht, abgesetzt von einem Mercedes. Es gibt keine Sprachnachricht, keine Erklärung, nur die GPS-Daten, die die Einsatzkräfte nach Lindach führen, einem Gemeindeteil des oberbayerischen Marktes Manching nahe Ingolstadt. Für die Retter beginnt eine lange, eine grauenvolle Nacht.
Sie finden den Unfallort an einem unbeschrankten Bahnübergang auf der Verbindungsstraße zwischen Manching/Westenhausen und Lindach. Dort ist es zu einem Zusammenstoß zwischen dem Mercedes und einer Regionalbahn aus Ingolstadt gekommen. Die Wucht des Aufpralls war so groß, dass das Auto 25 Meter weit in die Böschung geschleudert wurde. Wrackteile des Fahrzeugs liegen über 100 Meter weit verstreut neben dem Gleis. „Das Schadensbild ist enorm“, beschreibt Hans-Joachim Schade, der Kommandant der Manchinger Feuerwehr, die verheerenden Auswirkungen.
Was hat zu dieser Tragödie geführt?
Für den 22-jährigen Fahrer des Mercedes und seinen 23-jährigen Beifahrer kommt jede Hilfe zu spät. Die beiden jungen Männer sind vermutlich direkt beim Zusammenstoß gestorben. Die Einsatzkräfte müssen die Toten mit technischem Gerät regelrecht aus dem Autowrack herausschneiden. Noch in der Nacht werden ihre Angehörigen von Mitarbeitern des Kriseninterventionsteams informiert.
Was hat zu dieser furchtbaren Tragödie geführt? Der Bahnübergang ist mit einer Blinklicht-Anlage ausgestattet, die hat in der Unfallnacht funktioniert. Vonseiten der Deutschen Bahn sei keine technische Störung festgestellt worden, sagte ein Polizeisprecher. Vielleicht haben die jungen Männer das rote Warnlicht übersehen, vielleicht aber auch ignoriert, weil sie dachten, sie schafften es mit ihrem Fahrzeug noch, vor dem Zug das Gleis zu überqueren. Die Staatsanwaltschaft hat das Fahrzeug sicherstellen lassen, aber die Frage nach dem Warum werde sich, so der Polizeisprecher, vermutlich nicht abschließend klären lassen.
Der 50-jährige Lokführer hat noch versucht, per Notbremsung einen Zusammenstoß zu verhindern. Vergeblich. Der Zug kommt erst nach 600 Metern zum Stehen. Der Lokführer bleibt, wie auch die 15 Fahrgäste, körperlich unverletzt, erleidet aber einen so schweren Schock, dass er ärztlich behandelt werden muss. Die Reisenden werden schließlich von der Feuerwehr zum nächsten Bahnhof gebracht, wo ein Schienenersatzverkehr sie erwartet.
Viele schwere Unfälle an Bahnübergängen
In keinem Bundesland kommt es so oft zu schweren Unfällen an Bahnübergängen wie in Bayern. 42 waren es laut Deutscher Bahn im vergangenen Jahr. Erst im Mai wurden bei einem Zusammenstoß zwischen einem Laster und einem Zug im niederbayerischen Pocking zehn Menschen verletzt. Von den knapp 3000 Bahnübergängen im Freistaat ist etwa die Hälfte unbeschrankt. In Manching ist um kurz nach 5 Uhr morgens die aufwendige Bergung beendet. Der Sachschaden beläuft sich auf fast 300 000 Euro. Nach einer Schienenprüfung gibt die Bahn den Verkehr wieder frei. BEATRICE OSSBERGER