Angriffe auf Kirchen werden immer tabuloser

von Redaktion

Mehr als Sachbeschädigung: Vandalismus trifft die Seele der Gemeinde

Angekokelter Altar: Die Brände in der Garmischer Kirche konnten schnell gelöscht werden. © Dominik Bartl

München – Es hätte in einer Katastrophe enden können: Anfang Juli hatte ein Mann in der Garmischer St.-Martin-Kirche Feuer an mehreren Altären entzündet. Eine zufällig anwesende Familie griff beherzt ein und überwältigte den Täter, einen 28-jährigen Mann aus dem Landkreis. Kein Einzelfall. Matthias Kopp von der Deutschen Bischofskonferenz spricht von einem „zunehmend tabulosen“ Vandalismus in Gotteshäusern.

In die Polizeistatistiken gingen solche Delikte lediglich als „Sachbeschädigungen“ ein, doch für die betroffenen Gemeindemitglieder bedeuteten sie in aller Regel eine Verletzung ihrer religiösen Gefühle, sagte Kopp. „Das gilt in besonders kritischem Maß, wenn die liturgische Hauptausstattung Altar, Tabernakel, Ambo oder Taufstein geschändet und Christus- und Heiligenstatuen entwürdigt werden“, so Kopp. Hier nur „Sachbeschädigung“ festzustellen, gehe an der Realität vorbei. „Es wäre deshalb wünschenswert, wenn die staatlichen Profiler hier noch genauer hinschauen würden.“

Antikirchliche und antireligiöse Tendenzen hätten in Deutschland seit den 2010er Jahren stark zugenommen, sagt der Religionssoziologe Detlef Pollack. Eigentlich habe in Deutschland immer eine breite Mehrheit das Christentum als Fundament der gemeinsamen Kultur angesehen. Diese Mehrheit bestehe auch heute noch: 60 Prozent der Deutschen sagten, das Christentum sei die Grundlage der westlichen Kultur. „Daneben aber haben antiklerikale und sogar antireligiöse Haltungen an Bedeutung gewonnen“, sagte Pollack.

Sollte man die Kirchen außerhalb der Gottesdienste einfach abschließen? Das lehnen die Kirchen ab. „Offene Kirchen sind nicht nur Räume für den Gottesdienst, sondern auch Orte der Stille, des Gebets und der persönlichen Einkehr“, sagte eine Sprecherin der Evangelischen Kirche in Deutschland. Offene Kirchen seien ein zentrales Zeichen dafür, dass Glaube mitten im Alltag erreichbar sei.

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