Isarrangerin Sabine Gerg und ihr Hund Bertl beobachten das Geschehen an der Isar bei Lenggries. © Arndt Pröhl
Lenggries – „So eine Ignoranz, ich verstehe die Leute nicht.“ Sabine Gerg hat an einem Parkplatz an der B13 etwas entdeckt, das ihr stinkt: Jemand hat dort – an der Isar bei Gaißach – in einen Flyer-Kasten einfach Hundekottüten gestopft. Zudem liegen Windeln am Boden. Die 52-Jährige ist eine von elf Isarrangern, die das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen angestellt hat, vier davon ganzjährig. Sie sorgen für Ordnung in den Landschaftsschutz- und Naturschutzgebieten an der Isar, am Sylvensteinsee, am Walchensee sowie im Karwendel. Dazu kommen zwei Gebietsbetreuer für das Projekt Besucherlenkung im Alpenraum und mehrere ehrenamtlich tätige Naturgutspächter.
Zu Gergs Job gehört es auch, die Flyer-Kästen mit den Broschüren aufzufüllen, in denen die Pflanzen- und Tierwelt des einmaligen Naturraumes sowie Ver- und Gebote erläutert werden. An diesem Parkplatz ist die Box sogar an ein Schild montiert, auf dem steht: „Bitte nehmen Sie Ihren Abfall wieder mit.“ Gerg schraubt genervt den Kasten ab: „Den kann man wohl nur noch wegwerfen“, sagt die Lenggrieserin und steckt ihn in eine Tüte.
Die Fahrt geht weiter. Gerg stoppt kurz an einem Parkplatz – direkt vor dem Sylvensteinsee. Ein halbes Dutzend Schlauchboote paddelt vorbei, drinnen johlende Jugendliche. Als sie Gerg mit ihrem Fernglas und ihrem T-Shirt mit dem Dienstwappen sehen, wird es ruhig. Gerg ist ausgebildete Sozialpädagogin und im Isartal aufgewachsen: „Das hilft mir sehr.“ An der Schlauchboot-Gaudi hat sie nichts auszusetzen. Keine verbotenen Glasflaschen, kein Alkohol, keine Beiboote.
Weiter geht es Richtung Vorderriß, Gerg entdeckt einen Mann am Ufer. „Alles gut, die Inseln dürfte er nicht betreten, die sind während der Brutzeit gesperrt.“ Das klappt nicht immer: „Oft trampeln Ausflügler auf den Inseln herum.“ Das Problem: „Man sieht die Gelege der Flussregenpfeifer nicht, da sie keine Nester bauen und die Eier wie Kiesel aussehen.“ Schnell ist ein Gelege dann zertreten.
Weiter flussaufwärts radelt ein Mann auf einem E-Mountainbike im Kiesbett. „Bitte steigen Sie ab und schieben Sie Ihr Fahrrad wieder auf die Straße“, ermahnt Gerg ihn freundlich, aber bestimmt. „Ich wusste nicht, dass das verboten ist“, entgegnet der Endfünfziger. Schilder weisen aber auf das Weggebot hin. Es ergibt sich ein Gespräch, Gerg erklärt dem Radler, wie er jenseits der Autostraße zum Walchensee kommt. „Meistens sind die Menschen einsichtig und es braucht kein Bußgeld.“
Bei Lagerfeuern sieht die Rangerin hingegen rot. „Auch da gibt es Aufklärung, sofern der Grill noch nicht angeschürt ist oder ein Feuer noch nicht brennt. Ansonsten wird das zur Ordnungswidrigkeit, und wir nehmen die Ausweisdaten aller beteiligten Personen auf.“ Manchmal kommt es zu Diskussionen. „Wir sind darum vor allem nachts nie alleine unterwegs. Wenn es absoluten Ärger gibt, rufen wir Kollegen aus der Nähe hinzu, und wenn alle Stricke reißen, rufen wir die Polizei an.“ Da genüge manchmal schon die Stimme am anderen Ende, um die Menschen zur Räson zu bringen. Die Geldbußen legt das Landratsamt fest, bis zu 50 000 Euro sind möglich.
Weiter geht‘s zum Walchensee. Am Ufer parkt ein VW-Golf, der Fahrer hat das Durchfahrt- und Parkverbot missachtet. „Gehört jemandem von euch das Auto?“, fragt Gerg Badende. Keine Antwort, die Rangerin macht ein Foto sowie Notizen und steckt einen Benachrichtigungszettel an den Scheibenwischer. Den Fahrer erwartet eine Geldbuße. Den Rangern entgeht kaum etwas. „Am Tag kommen wir mehr als zweimal vorbei. Seit wir im Einsatz sind, haben sich die Probleme drastisch verringert.“ Die Folge: mehr Ruhe fürs Wild, weniger Müll, weniger Feuerstellen. Einfach mehr Natur – hier mitten im smaragdgrünen Paradies.