Alexandra Horschig-Ahrens aus Gauting. © AJ
Manche Dinge brauchen ihre Zeit: Mit 66 Jahren hat Alexandra Horschig-Ahrens aus Gauting das Versprechen an ihren verstorbenen Bruder Franz-Josef Strodl eingelöst und ein Musikalbum veröffentlicht. Drei Jahrzehnte nach seinem Tod und nach vielen Hürden können die Songs ihres Bruders nun auf Streaming-Plattformen gehört werden.
„Ich glaub an dich. Und ich werd deine Musik ins Radio bringen“, hatte Alexandra Horschig-Ahrens ihrem Bruder Franz-Josef 1990 versprochen. Jetzt, mit 66 Jahren, kann jeder das Ergebnis hören. Das Album heißt „Münchner Madln“, die Band „Luxuspupperl & die Schrottler“. Dass es nicht im Radio, sondern auf Streaming-Plattformen erscheint, ist für die Gautingerin nebensächlich. „Ich habe mein Versprechen eingelöst. Ein Wunsch ist in Erfüllung gegangen“, sagt sie.
Alexandra und Franz wuchsen in den 60er-Jahren in Ottobrunn auf. Musik war immer präsent. Franz war sechseinhalb Jahre älter und sang bei den Münchner Chorbuben. Später gründete er eine Band und feierte erste Erfolge, darunter die musikalische Untermalung eines Werbefilms für die Olympischen Spiele 1972. Alexandra begann mit 15 Jahren als Sängerin auf Faschingsbällen. Doch nach dem Tod ihrer Eltern mussten beide arbeiten. Franz versuchte sich als Musiker, während Alexandra als Bürokauffrau und medizinische Fachangestellte arbeitete. Franz schrieb in den 80er-Jahren viele Texte, die er auf Tonband aufnahm. Doch seine Gesundheit litt, er kämpfte mit schweren Depressionen. Alexandra versprach ihm, seine Musik ins Radio zu bringen. 1990 starb Franz. „Ich war erst mal gelähmt“, sagt sie heute. Es dauerte Jahre, bis sie sich die alten Aufnahmen anhörte. Zuerst war es gruselig, doch dann tröstlich, seine Stimme zu hören. 2018 nahm sie Kontakt zu alten Freunden und Musikern auf, mit Schlagzeuger Hannes Lobe bearbeitete sie das Material ihres Bruders. „Wir haben bei den Arrangements eng zusammengearbeitet“, erinnert sich Alexandra Horschig-Ahrens. Die Band fand ihren Namen, als ein Musikerkollege ihre Kindheit beschrieb: „Du warst schon ein Luxuspupperl, wir eher Schrottler.“
Anfang August hielt sie das fertige Album in den Händen, jetzt ist es auf der Streaming-Plattform Spotify zu hören. Die Songs sind abwechslungsreich: Einige sind rockig, andere erinnern an Blues, manche sind mit sphärischen Klängen verziert. Der Titelsong „Münchner Madln“ hat modernen Clubsound, bleibt aber den 80ern treu. Alexandra staunte, wie aktuell viele Texte ihres Bruders sind. Themen wie gesellschaftliche Gleichgültigkeit oder Umweltprobleme sind immer noch relevant. Ihr Herzenssong ist „Schlog auf Schlog“, in dem Franz von einer traurigen Veränderung singt. Alexandra übernimmt die zweite Strophe. Der Song drückt aus, was sie lange belastet hat: das Versprechen, das sie nun erfüllt hat. Für sie endet das Projekt aber noch nicht. „Vielleicht stehen wir bald in München auf der Bühne“, sagt sie. „Und Franz feiert oben mit uns mit.“STEFAN REICH