Die Geheimnisse um den jungen Kini

von Redaktion

Alfons Schweiggert hat Mysteriöses über die Geburt von Ludwig II. erforscht

Alfons Schweiggert hat viel zu Ludwig II. geforscht. © Schlaf

Ludwig II. ist vor 180 Jahren zur Welt gekommen.

Der junge Prinz Ludwig (links) und sein drei Jahre jüngerer Bruder Otto. © IMAGO (2)

München – Seit 180 Jahren gibt uns König Ludwig II. Rätsel auf. Der Münchner Autor Alfons Schweiggert hat viel zum Märchenkönig geforscht und bereits etliche Bücher über ihn geschrieben. Das Leben Ludwigs ist von vielen mysteriösen Ereignissen umgeben, berichtet Schweiggert. Und das geht eigentlich schon mit der Geburt los.

Wann kam Ludwig II. zur Welt?

In der Nacht von Sonntag auf Montag, den 25. August 1845, soll Ludwig nach 20-stündigen Wehen seiner Mutter, der Königin Marie, im Grünen Salon im ersten Stock des linken Flügels von Schloss Nympenburg zur Welt gekommen sein. „Die Geburt war eine schwierige, langsame“, notierte der königliche Leibarzt Prof. Dr. von Gietl. „Die ersten Wehen begannen morgens 6 Uhr und die Geburt erfolgte nach Mitternacht um zwölfeinviertel Uhr.“ Großvater König Ludwig I. soll am 24. August fortwährend auf seine Uhr gesehen haben – weil er befürchtete, der Enkel werde noch am 24. August geboren. Umso größer soll seine Freude gewesen sein, als der Enkel in derselben Nacht, ja zur selben Stunde, in der er selbst vor 59 Jahren zur Welt gekommen war, geboren wurde. Außerdem hieß er Ludwig und konnte am 25. August nicht nur Geburtstag, sondern auch Namenstag feiern. Doch bald gelangte ein Gerücht in Umlauf. Angeblich soll das Kind bereits am 23. August geboren worden sein. Zwei Tage, hieß es, habe man die Geburt jedoch streng geheim gehalten, damit der Geburtstag auf den Ludwigstag fällt – um dem königlichen Großvater eine Freude zu machen. Ludwigs Leben beginnt also bereits mit einem Geheimnis.

Hieß Ludwig wirklich Ludwig?

Für ihn war zunächst der Name Otto Friedrich Wilhelm Ludwig vorgesehen, um alle bedeutenden bayerischen und preußischen Vorfahren zu würdigen. Doch der königliche Großvater überzeugte die Eltern, nachdem das Kind einige Tage lang Otto geheißen hatte. Ludwig sei doch passender, soll er gesagt haben. Das Kind wurde umbenannt. Doch der Name Otto war auf der Taufmedaille eingeprägt.

Wer ist der Vater?

Als leiblicher Vater gilt offiziell bis heute König Maximilian II. Jahre später rätselte man jedoch, da Ludwig ganz anders aussah als sein Vater. Außerdem soll Max II. unfruchtbar gewesen sein – dafür gibt es aber keine Beweise. Auch Ludwig II. kannte die Gerüchte. In keinem seiner Schlösser findet man ein Bild seiner Eltern. Da Max II. vermutlich keine Kinder zeugen konnte, war der Fortbestand der königlichen Linie gefährdet. Das musste um jeden Preis verhindert werden – mit einem initiierten Seitensprung der Königin. Deshalb kommen drei Kandidaten aus dem Umfeld der königlichen Familie als mögliche Erzeuger infrage: Der älteste Jugendfreund König Max II., Ministerialrat Wilhelm von Dönninges. Seit 1848 erhielt er monatliche Zahlungen von 1000 Gulden für „geheime Zwecke“. Auch er hat allerdings keine Ähnlichkeit mit Ludwig II. Zweiter Kandidat ist Ludwig Samson Arthur von und zu der Tann-Rathsamhausen. Er war der Adjutant und enge Vertraute von König Max II. zu dessen Kronprinzzeit. Von der Tann ähnelt hinsichtlich seiner Wangenpartie und seiner Körpergröße von 1,91 Meter Ludwig II. am meisten. Dritter potenzieller Vater ist der italienische Kammerdiener Guiseppe Tambosi. Man sprach immer wieder davon, Ludwig II. sei „dem Tambosi sei Bua“. Tambosi war zum Zeitpunkt der Zeugung zwar schon 50 Jahre, aber Ludwigs südländisches Aussehen spräche für dieses Gerücht. Die Wahrheit ließe sich, so mutmaßt man, nur durch einen postmortalen Gentest herausfinden, was von den Wittelsbachern aber abgelehnt wird. Genau wie die Öffnung des Sarges, um die Todesart von Ludwig II. zu klären.

Wann drohte Ludwig II. erstmals der Tod?

Direkt nach seiner Geburt war sein Leben erstmals bedroht. Ludwig wurde von einer Amme gestillt, einer „gesunden, übergewichtigen“ Bäuerin aus Miesbach, in deren Obhut das Kind bis zum achten Monat prächtig gedieh. Im April 1846 erkrankte die Amme an einem „heftigen Fieber mit Gehirnerscheinungen“ – vermutlich Meningitis, kurz darauf starb sie. Ludwigs Eltern waren in Berlin, hatten das Baby aber in München gelassen, weil in Berlin die Masern grassierten. Nach dem Tod der Amme musste Ludwig abgestillt werden, er erkrankte lebensbedrohlilch, litt an Krämpfen und Fieberschüben. Königin Marie kehrte erst fünf Monate später zu ihrem Sohn zurück.

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