DAS PORTRÄT

Die Überwacherinnen der Parkplatz-Regeln

von Redaktion

Bettina Benkler (r.) und Anja Langer aus Schongau. © Jäger

Die meisten Autofahrer fürchten sie, doch Bettina Benkler und Anja Langer aus Schongau sagen: „Wir sind keine Jäger!“ Die beiden Verkehrsüberwacherinnen sorgen dafür, dass alle die Parkregeln einhalten. Manchmal sind sie kulant, aber es gibt auch klare Grenzen.

Bettina Benkler steht vor einem Audi in Schongau und prüft das Fahrzeug. Ihr Blick geht zum Armaturenbrett. Wo ist der Parkschein? In einem Fach sieht sie einen Anwohner-Parkausweis, aber lesen kann sie ihn nicht. Benkler holt ihr Handy raus, fotografiert das Auto aus verschiedenen Blickwinkeln und druckt dann den Strafzettel aus. Weiter geht‘s. Benkler arbeitet als Verkehrsüberwacherin beim Zweckverband Kommunale Dienstleistungen Oberland. Sie kontrolliert Parkverstöße in Südbayern, von Schwangau bis Oberammergau. An diesem Dienstagnachmittag begleitet sie ihre Teamleiterin Anja Langer in Schongau. Schon beim ersten Auto gibt es einen Verstoß. Der Fahrer muss 20 Euro Bußgeld zahlen.

Benkler ist seit viereinhalb Jahren in der Verkehrsüberwachung tätig. Ihre Kollegin Langer arbeitet seit sieben Jahren in diesem Job. Vor der Verkehrsüberwachung betrieb Benkler den Imbisswagen „Bettys Brotzeit“. Langer kehrte dort regelmäßig ein und hörte, wie die Corona-Krise das Geschäft schwer traf. Spontan schlug Langer ihr vor: „Komm zum Zweckverband, Betty.“ Wenig später trug Benkler die Uniform. Die Frauen machen sich auf den Weg durch Schongaus Altstadt. Zuerst an der Fronveste. Hier darf nur für den Be- oder Entladevorgang kurz geparkt werden. Doch alle Autofahrer halten sich an die Regeln, da sind keine Strafzettel nötig. Die Verkehrsüberwacherinnen sind nicht darauf aus, Bußgelder zu verteilen. „Lieber einer alten Dame helfen, als einen Strafzettel auszustellen“, sagt Langer. „Wir sind keine Jäger.“ Manchmal gibt es statt eines Strafzettels nur eine mündliche Verwarnung. Sie lacht, als sie sich an einen Vorfall erinnert: „Einer sagte: ‚Da hätte ich lieber was Schriftliches gekriegt‘.“

Doch es gibt auch klare Grenzen. Besonders bei Behindertenparkplätzen. Auch das Blockieren von Feuerwehrzufahrten wird hart geahndet. Weiter geht’s auf der Münzstraße. Hier parkt ein Audi in einem Baustellenparkplatz. Der Fahrer bekommt einen Strafzettel: 25 Euro Bußgeld. Obwohl Benkler und Langer die Regeln kennen, machen auch sie Fehler beim Parken. Einmal stellte Benkler ihr Fahrzeug in einem eingeschränkten Halteverbot ab. Eine Ausnahmegenehmigung hätte es erlaubt, aber sie hatte das Schild vergessen. Vier Wochen später kam die Post: 25 Euro Bußgeld für die Verkehrsüberwacherin. ANDREAS JÄGER

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