Unsterbliche Urlaubsgrüße

von Redaktion

Fotoverlags-Chef Huber über die Faszination Postkarte

Johannes Huber (r.), Geschäftsführer des Fotoverlags Huber in Garmisch-Partenkirchen, mit seinem Vater Hans-Peter Huber.

Erinnerungen für die Ewigkeit: Rechts drei Postkartenmotive aus dem Huber-Archiv (München, Neuschwanstein, Olympia 1936 in Garmisch). Links ein altes Postkartenmotiv mit Münchner Kindl. © Fotoverlag Huber, Picture Alliance

Früher waren sie die einzige Möglichkeit, einen Gruß aus dem Urlaub zu senden. Heute greifen immer weniger Touristen zur Postkarte. Johannes Huber (38), der mit Bruder Niklas in dritter Generation den Fotoverlag Huber in Garmisch-Partenkirchen betreibt, erklärt, warum er trotzdem noch Postkarten druckt – und welche Motive am beliebtesten sind.

Schreiben die Leute heute noch Postkarten?

Es werden schon noch Postkarten geschrieben. Aber natürlich viel weniger als früher. In den vergangenen zehn Jahren haben wir einen Rückgang von circa 35 Prozent verzeichnet. Bereits vor Instagram und WhatsApp haben andere Faktoren die Postkarten zurückgedrängt. Zum Beispiel bezahlbare Ferngespräche, oder erste Handys ohne Internetzugang. Entscheidend war auch die massive Erhöhung des Postkarten-Portos, das aktuell 95 Cent beträgt. Viele Einzelhändler wollen keine Briefmarken mehr verkaufen, weil sie daran nichts verdienen. Hinzu kommt, dass es nicht mehr so viele Postfilialen gibt. Das schreckt Kunden oft ab.

Aber das Geschäft lohnt sich trotzdem noch?

Ja, es ist noch lange kein Draufzahlgeschäft. Dennoch: Als über 100-jähriges Familienunternehmen verspüren wir natürlich auch einen historischen Auftrag, die Postkarten weiter zu forcieren.

Erlebte die Postkarte vor 100 Jahren ihre Blütezeit?

Mein Opa Hans Huber fing hobbymäßig und autodidaktisch mit dem Fotografieren und den Postkarten an. Als Bergsteiger fotografierte er oft die Zugspitze. Er gründete 1920 den Alpinen Kunstverlag und erhielt erste Auszeichnungen. Die Olympischen Winterspiele von 1936 in Garmisch-Partenkirchen beflügelten das Postkartengeschäft. Es kamen zahlreiche Gäste aus vielen Ländern, die alle ein Andenken mit nach Hause nehmen wollten. In den Vorkriegsjahren betrieben meine Großeltern ein erstes Andenkengeschäft in Partenkirchen. Während des Zweiten Weltkriegs lag alles brach. Ein neuer Aufschwung kam in den 60er-Jahren mit den Passionsspielen in Oberammergau.

Und von da an ging es weiter bergauf?

Auf jeden Fall hatte die Postkarte damals einen anderen Stellenwert als heute. Telefone in Privathäusern waren selten. Die Postkarte war früher oft das einzige Mittel, der Familie mitzuteilen, dass man gut angekommen war. Sie diente als eine Art Telegramm. Ein weiterer Durchbruch gelang unserem Verlag mit den Olympischen Spielen 1972 in München. Mein Vater Hans-Peter Huber war einer der ersten Fotografen, die das Olympiastadion fotografierten. Er hatte sich vorab in das Gelände reingeschmuggelt, um Fotos zu machen. Dafür hatte er einen Mitarbeiter mit 20 Mark überzeugt. Der Bauarbeiterhelm, den er damals trug, liegt heute noch wie ein Heiligtum bei uns im Keller.

Trotz der Nostalgie: Inzwischen produzieren Sie ja viele andere Souvenirs. Lässt sich damit besser Geld verdienen?

Man muss das Gesamtpaket sehen. Postkarten sind ein dankbares Produkt, man kann sie gut lagern und versenden. Die Postkarten-Ständer vor der Tür locken Leute ins Geschäft rein, wo es auch andere Souvenirs gibt. Unser momentanes Kerngeschäft sind Kühlschrankmagneten, Schneekugeln, Flaschenöffner und Schlüsselanhänger. Leporello oder Dia-Serien, die in den 80er-Jahren beliebt waren, gibt es kaum noch. Auch hier hat also ein Wandel stattgefunden.

Und wie sehen die beliebtesten Motive aus?

Unser Schwerpunkt liegt in Bayern. Und die Bestseller hier sind seit vielen Jahren Schloss Neuschwanstein und der Münchner Marienplatz mit dem Glockenspiel. Weil dort auch viele Touristen hinfahren. Dabei bevorzugen die Käufer klassische Aufnahmen von Bauwerken, die sie selbst gesehen haben. Zum Beispiel eine Frontalansicht vom Schloss. Seitenperspektiven oder künstlerisch gewagtere Bilder kommen nicht so gut an. Grundsätzlich lassen sich lokale Ansichten von kleineren Orten immer schlechter verkaufen. Da tun sich Hersteller von allgemeinen Dankes- oder Grußkarten leichter.

Wer gehört zu den fleißigsten Postkarten-Schreibern?

Prinzipiell schreiben die Deutschen gerne Postkarten. Nicht nur die ältere Generation. Auch in WG-Küchen hängen sie oft. Ich selbst schreibe immer welche und bekomme stets positive Rückmeldungen. Auch ich freue mich, wenn eine Postkarte in meinem Briefkasten liegt. Handgeschriebene Postkarten gelten heute als Zeichen besonderer Wertschätzung, sie verleihen dem Gruß eine persönliche Note und strahlen eine gewisse Nostalgie aus.

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