Lebenslang für Mord-Komplott

von Redaktion

Frau engagierte Killer für ihren Ehemann – harte Strafen für vier Beteiligte

Patricia S. verdeckt ihr Gesicht im Landgericht. Sie muss lebenslänglich ins Gefängnis, weil sie ihren Ehemann ermorden lassen wollte. © Peter Kneffel/dpa

Odelzhausen – Sie planten den perfekten Mord – doch bei der Ausführung machten sie entscheidende Fehler. Deshalb wurden Patricia S. (58) und ihre Tochter Cindy W. (29) geschnappt. Über deren Lebensgefährten hatten sie in Bulgarien einen Auftragskiller angeheuert, der Ralf S., den Ehemann von Patricia, töten sollte. Aber er überlebte die brutale Beilattacke in Odelzhausen im Dachauer Hinterland und konnte der Polizei sogar helfen, den spektakulären Fall aufzuklären. Am Landgericht wurden nun die Urteile gesprochen.

„Wir haben in diesem Verfahren wirklich alles erlebt: Krimi, Drama und Tragödie“, fasste Richter Thomas Bott den Mordfall zusammen und sprach von einem „komplexen Tatplan, der fast zu einem perfekten Verbrechen führte“. Ralf S. sollte in seinem eigenen Garten von dem Killer überrascht und mit seinem eigenen Beil erschlagen werden – am Ende sollte es so aussehen, als sei er im Kampf mit dem Einbrecher gestorben. „Doch die Inszenierungen waren bei der Tat und auch hier in der Hauptverhandlung von sehr fragwürdiger Qualität“, sagte Bott.

Er verurteilte Patricia S. und den Auftragskiller Radi S. zu lebenslanger Haft wegen versuchten Mordes. Cindy W. und ihr Partner Nikolay B. erhielten zehn Jahre.

Minutiös nahm der Richter mehr als eine Stunde lang den Plan und die ausgeführte Tat auseinander. Und ließ keinen Zweifel mehr an der Schuld des Killer-Quartetts. Demnach war Patricia S. unzufrieden in ihrer Ehe und hatte zwischen 2018 und 2021 rund 1,2 Millionen aus einem Lottogewinn verjubelt – mit dem Mord wollte sie ans Erbe ihres Mannes, der selbst keine Kinder hat. Über den Freund ihrer Tochter heuerte sie den Auftragskiller an, zu dritt reisten sie zweimal nach Bulgarien und zahlten laut Urteil mindestens 50 000 Euro an Radi S., der den Mord schließlich ausführen sollte. Er sollte „die Drecksarbeit“ erledigen, erklärte Richter Bott. Lange bestritt das Quartett seine Schuld. Doch aus Sicht der Ermittler stellten sie sich durchaus amateurhaft an.

Überliefert sind etwa Nachrichten wie „Es hat bald ein Ende mit ihm“ (gemeint war Ralf S.), die den Tatplan klar belegen. Aus Bulgarien wollten sie zu viert mit dem Auto nach Deutschland zurückfahren, doch sie hatten kurz zuvor noch einen Unfall. Im Hotel schnitt sich Patricia S. in den Fuß – also flogen sie nach München zurück. Gemeinsam. Ihre Tickets löschten sie nach der Landung, nur Cindy W. hatte den Ausweis des Killers noch abfotografiert im Handy. Dankbar für die Polizei. Dazu kam: Ein Nachbar sah die Tat und leuchtete dem Killer mit der Taschenlampe ins Gesicht. Radi S. verlor bei der Attacke auf Ralf S. das Messer, das er sich von Nikolay B. geliehen hatte. Und trug Spuren der Thuja-Hecke in den geliehenen Fluchtwagen.

Heimtücke und Habgier machte Richter Thomas Bott am Ende als Mordmerkmale aus. Nur dass Ralf S., auch dank heftiger Gegenwehr, überlebte: Damit hätten die Angeklagten „nicht gerechnet“. ANDREAS THIEME

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