Die Flugtechnikerin für Eurofighter

von Redaktion

Fluggeräte sind ihre Leidenschaft: Alea-Anna Röger vor einem Eurofighter. © Marcus Schlaf

Manching – Akku-Schrauber surren, Ratschenschlüssel klicken, aus einem Kofferradio erklingt der Toto-Hit „Rosanna“ von 1982. Links eine helle Wand mit einem Lichtschlitz unter der Decke, rechts Regale, am Boden kein Staubkörnchen. In der Mitte auf Rohrgestellen befestigte, hellbraune Rumpfteile, nur mit Fantasie lässt sich ein Kampfflugzeug erahnen.

Wir befinden uns in der Montagehalle von Airbus in Manching, in der die Teile des Eurofighters zusammengebaut werden. Mehr als 5800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 39 Nationen entwickeln, montieren und warten in Manching neben dem Eurofighter sein Vorgängermodell Tornado, das Transportflugzeug Airbus A400M, die Eurodrohne und das neue Luftkampfsystem FCAS, das den Einsatz von Flugzeugen und Drohnen kombinieren wird.

Eine der Mitarbeiterinnen ist Alea-Anna Röger. Die 27-Jährige erklärt, wo die von den Partnerländern des Eurofighter-Programms hergestellten Komponenten des Mehrzweckkampfflugzeuges in 1500 Arbeitsschritten zusammenmontiert werden: Die linken Tragflächen kommen aus Italien, die rechten aus Spanien, das Rumpfheck wird anteilig in Großbritannien und Italien gebaut, das Vorderteil stammt ebenfalls aus Großbritannien, im Augsburger Airbus-Werk wird der Rumpf gebaut.

Unter den Hochregalen werden die Verkabelungen für den Einbau vorbereitet. „Es gibt 30 000 Steckverbindungen und 15 000 Kabel“, sagt Röger. Ein Eurofighter enthält rund 50 Kilometer Kabel – so viel wie zehn Einfamilienhäuser, und das alles muss in einem unglaublich engen Rumpf aus dem Verbundwerkstoff CFK untergebracht werden – alles in Handarbeit, auch das Zusammenbauen der Rumpfteile, die per Kran und hydraulischen Hebegeräten im Zehntelmillimeterbereich bewegt und per Flüssigmetall verbunden werden. „Jedes Teil und jede Zange werden digital dokumentiert“, sagt Röger.

Ihr wurde das Fliegen schon in die Wiege gelegt: „Ich bin nahe Rain am Lech aufgewachsen, zwischen dem Airbus-Helikopter-Werk in Donauwörth und dem Luftwaffen-Fliegerhorst in Neuburg“, erzählt die Fluggerätmechanikerin. „Unser Nachbar war Pilot. Ich hab von klein auf gelernt, zu schrauben, schon mit vier hat mein Papa mir seine Arbeit als Kfz-Mechaniker in der Werkstatt gezeigt.“ Nach einem Schülerpraktikum begann sie 2017 ihre Ausbildung bei der Wehrtechnischen Dienststelle für Luftfahrzeuge und Luftfahrtgerät der Bundeswehr in Manching. Dort werden neue Flugzeuge und Ausrüstungsgegenstände getestet, bevor sie gekauft werden. Röger war für Schleudersitze zuständig, flog ab und an bei Manövern im Hubschrauber mit. Doch sie wollte in die Flugtechnik und wechselte zu Airbus, wo sie jetzt in der Endmontage arbeitet. In der nächsten Halle werden die Triebwerke an den Eurofighter montiert, das Flugzeug System-, Treibstoff- und Triebwerkstests unterzogen. Schließlich folgen Abnahmeflüge, bevor der Kampfjet an die Luftwaffe ausgeliefert wird.

Für manche mag es exotisch und abenteuerlich klingen, in der Kampfflugzeugfertigung zu arbeiten, für Röger nicht, auch nicht angesichts der neuen geopolitischen Weltlage: „In unserer Gegend ist das normal, es gibt hier viele Arbeitsplätze, die mit der Fliegerei zu tun haben.“ In Manching wird die Arbeit nicht so schnell ausgehen: 2020 bestellte die Bundesregierung 38 neue Eurofighter – die Luftwaffe hat derzeit 138 in Betrieb. Voriges Jahr folgte die Bestellung weiterer 20 Exemplare, Italien und Spanien haben seit Beginn der russischen Ukraine-Invasion 86 weitere Eurofighter geordert. Draußen hört man den donnernden Start eines Eurofighters. Röger horcht auf und sagt: „Wenn ich das höre, weiß ich, dass wir einen guten Job gemacht haben.“

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