Nachher: Im Film spielt Ebert einen Wilderer.
Vorher: Kommandant Christian Ebert ist auch Jäger.
Lustige Truppe: Die Feuerwehr Kempfenhausen im Landkreis Starnberg hat einen Birnbaum im Wald gesetzt. Das witzige Video dazu ist im Internet zu sehen, es läuft im Rahmen der sogenannten Baumpflanz-Challenge. © privat (3)
Kempfenhausen – Ein bisschen Spaß muss sein: Mit Spülbürsten schrubben Feuerwehrler ihr Einsatzfahrzeug. Plötzlich plärrt Vorstand Benjamin Gitter ins Megafon: „Wir sind nominiert. Auf geht‘s zum Baumpflanzen.“ Die Mitglieder packen Spaten ins Auto, rücken in den Wald aus. Dort spaziert gerade ein Wilderer mit Federhut und Hirschgeweih am Rucksack herum, Volksmusik ertönt. Er hockt sich auf seinen Sitzstock, beißt von einer Wurst ab. Während die Feuerwehrler ein Loch in den Boden graben, knallt es plötzlich. Ein Schuss. Der Wilderer. „Den kaufen wir uns“, ruft einer. Am Schluss ist der Wilderer weg. Die Brandschützer setzen ein Bäumchen ein. Sie lachen.
Dieses witzige Video hat die Feuerwehr Kempfenhausen im Kreis Starnberg gedreht, denn: Aktuell kursiert in den Sozialen Medien eine Baumpflanz-Challenge. Und die funktioniert so: Teilnehmer werden nominiert und müssen sich der Herausforderung stellen, ein Bäumchen zu setzen, und dies mit einem Film dokumentieren. Das Beweisvideo landet anschließend bei Instagram oder Facebook. Am Ende ernennen sie drei neue Kandidaten, die ihrerseits mitmachen sollen. Wer es nicht innerhalb einer Woche schafft, muss dem Auftraggeber eine Brotzeit spendieren. Ziel der Aktion ist es, ein Zeichen zu setzen. Für den Klimaschutz. Überwiegend sind Feuerwehren beteiligt, aber auch andere Vereine und Organisationen machen mit.
Die Resonanz ist groß: Allein im Kreis Traunstein wurden durch die meisten der 80 Feuerwehren bereits Bäume gepflanzt. „Das ist natürlich schon eine großartige Sache und gelebter Natur- und Umweltschutz“, meint Kreisbrandrat Christof Grundner gegenüber dem Kreisfeuerwehrverband. „Feuerwehren und Bäume treffen ja meist nur dann aufeinander, wenn Unwetterereignisse auftreten und dadurch Straßen blockiert sind oder Gebäude und Fahrzeuge getroffen werden“, sagt er. Vielleicht sei die Baumpflanz-Challenge ja gerade deshalb so beliebt, weil die Feuerwehren dadurch ein Baumleben schenken können. Anstatt es „mit der Motorsäge endgültig zu beenden“.
Viele Teilnehmer haben sich richtig kreativ ins Zeug gelegt bei der Challenge. So rettet die Wasserwacht Ammerland im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen in ihrem Video einen Strauch aus dem Starnberger See. Ein Notruf geht ein: „Baum vermisst, Patient bewusstlos“, heißt es. Am Ende wird der junge Baum auf eine Trage geschnallt und kriegt Sauerstoff. „Patient hat gerade so überlebt“, resümiert eine Wasserwachtlerin. Ein Bäumchen in Miniaturformat hingegen hat die Feuerwehr Miesbach per Seilzug in einen Blumentopf gepflanzt. Und weil es schwierig sei, im innerstädtischen Bereich Bäume zu pflanzen, bekommt der Minibaum seinen Platz im örtlichen Florianstüberl.
Die Feuerwehr Kempfenhausen wurde übrigens von den First Respondern Höhenrain nominiert, erzählt Kommandant Christian Ebert. Nach knapp 15 Minuten stand das Drehbuch. „Was sich am blödsten angehört hat, haben wir gemacht“, sagt er und lacht. „Wir wollten uns abheben von den anderen.“ Und ein paar Gags einbauen, verwoben mit oberbayerischer Geschichte. Deshalb auch der Wilderer, den Kommandant Ebert selbst spielte. Das passt irgendwie. Im richtigen Leben ist Ebert nämlich Jäger. Das Thema Umweltschutz gehöre sowieso zu den Pflichten der Feuerwehren, findet Ebert. Zum Beispiel entfernen sie ausgelaufenes Öl. „Wir vermitteln das unserer Jugendfeuerwehr.“ Die Kempfenhausener Wehr hat einen Birnbaum im Wald gepflanzt. Den wollen die Mitglieder nun regelmäßig gießen. „Unser Auto hat zum Glück einen großen Wassertank.“ Umweltschutz macht zwar Spaß, aber eben auch Arbeit. MARLENE KADACH