Er war Landesbischof, Dekan und Dorfpfarrer: Johannes Friedrich ist mit 77 gestorben. © dpa
Nürnberg/München – Johannes Friedrichs Name ist in der evangelischen Kirche vor allem mit drei Dingen verbunden: mit dem Bischofsamt, das er in Bayern von 1999 bis 2011 innehatte, mit dem jüdisch-christlichen Dialog und mit dem Bibelmuseum Bayern in Nürnberg. Der Theologe war aber auch Propst, Stadtdekan und Dorfpfarrer. Wie die Landeskirche gestern mitteilte, ist Friedrich im Alter von 77 Jahren gestorben.
Er wurde als Sohn eines Theologieprofessors in Westfalen geboren und wuchs in Erlangen auf. Vor seiner Zeit als Propst in Jerusalem war Friedrich Studentenpfarrer in Nürnberg, nach seiner Rückkehr wurde er Stadtdekan in Nürnberg. 1996 wurde er in die Landessynode gewählt und ergriff dort die Initiative für die Vereinbarung „Zur Begründung eines neuen Verhältnisses von Christen und Juden“, die die Synode 1996 verabschiedete. Er setzte sich gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus ein. Als Landesbischof konnte er gut mit dem Münchner Kardinal Reinhard Marx. Den Ökumenischen Kirchentag 2010 in München bezeichnete Friedrich einmal als den Höhepunkt seiner Karriere. Mit geduldigem Zuhören, der Fähigkeit zu tragfähigen Kompromissen und Pragmatismus hielt Friedrich seine Landeskirche mit ihren verschiedenen Flügeln zusammen.
Als ein Mann, der Konflikte vermeide und lieber nach Lösungen suche, die allen etwas bringen, beschrieb ihn seine damalige Stellvertreterin, Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler. Wegbegleiter erinnern gerne daran, wie Friedrich als Landesbischof anstrengungslos und bisweilen fröhlich pfeifend Sitzungen hinter sich brachte und Dokumentenberge abarbeitete. Johannes Friedrich äußerte sich nicht nur zu Religionsfragen, sondern auch zur Migrationspolitik oder zur embryonalen Stammzellenforschung.
„Ich bin zufrieden mit dem Leben, wie es gelaufen ist“, sagt er in einem Interview zu seinem 70. Geburtstag. Alle Erdteile habe er als Landesbischof besuchen können. Nach zwölf Jahren Dienstzeit als Bischof einer der größten evangelischen Landeskirchen hatte er sich noch ein Leben als einfacher Dorfpfarrer gewünscht. Im fränkischen Bertholdsdorf setzte er das um. Dort stieg er jeden Sonntag auf die Kanzel, gab Konfirmandenunterricht und leitete Beerdigungen. Ein großer Rückhalt waren ihm immer seine Frau und seine zwei Töchter. Sie kümmerten sich voller Liebe und Hingabe um ihn, als er schwer krank wurde.