Ein Fest: der Almabtrieb in Krün. Hunderte Zuschauer verfolgen das Spektakel jedes Jahr. © Peter Kornatz
Wenn sich der Sommer dem Ende zuneigt, ist es Zeit, die Tiere nach einem langen Aufenthalt auf den Almen wieder ins Tal zu bringen. Festlich geschmückte Kühe kehren von den Bergweiden zurück – begleitet von Musik und guter Stimmung. Auch Schaf- und Ziegenabtriebe sind spektakuläre Ereignisse, die Jung und Alt gleichermaßen begeistern. Eine kleine Übersicht von sehenswerten Almabtrieben.
■ Spektakel in Krün
Kühe ziehen durchs Dorf, begleitet von Männern in Lederhosn und bestaunt von zig Zuschauern: Der Almabtrieb in Krün (Kreis Garmisch-Partenkirchen) ist ein Spektakel. Das ganze Dorf feiert mit. Entlang des Wegs des Almabtriebs bieten Krüner Vereine und Gastronomen heimische Schmankerl und laden mit Marktständen regionaler Anbieter zum Bummeln und Genießen ein. Die Rinder ziehen vom südlichen Ortseingang über die Karwendelstraße und Schöttlkarspitzstraße. Der Almabtrieb mit Dorffest und Bauernmarkt findet am Samstag, 20. September, bei jeder Witterung statt. Los geht’s um 11 Uhr.
■ Viehscheid im Allgäu
In den letzten Septemberwochen bis Anfang Oktober herrscht im Allgäu Hochsaison – es ist Viehscheid. In etwa 30 Orten entlang der Alpenkette zwischen Bodensee und den Königsschlössern kehren rund 30 000 Rinder von den Bergweiden der Allgäuer Alpen ins Tal zurück. Mehr als doppelt so viele Besucher erwarten sie bereits. Einige Ortschaften stellen dem Anlass gebührend Festzelte. In Oberstaufen findet eine der größten Veranstaltungen im Allgäu statt: der Viehscheid am 12. September am Scheidplatz in Höfen. In Bad Hindelang am 11. September gegen 8.30 Uhr, wenn die ersten Herden an der Hornbahn eintreffen. Der Viehscheid in Immenstadt ist der einzige in ganz Deutschland, der in einer Stadt stattfindet – am 21. September.
■ Kult am Königssee
Einzigartig ist der Almabtrieb am Königssee: Der See ist von steilen Wänden umgeben, Straßen drumherum gibt es kaum – so müssen die Tiere über das Wasser gebracht werden. Transportschiffe mit flachem Zustieg bringen sie im Frühsommer von der Seelände ans Ostufer des Königssees. Dort verbringen die Tiere rund 100 Tage auf der Fischunkelalm. Anfang Oktober geht es zurück auf die heimischen Höfe. Die Überfahrt über den Königssee erfolgt noch ungeschmückt. Bei der Ankunft beginnt das Schmücken der Tiere – das Aufkranzen. Traditionell findet der Almabtrieb über den Königssee Anfang Oktober statt. Besucher können von der Seelände aus das Anlegen der Landauer, das Abladen der Kühe, das Aufkranzen sowie den Abmarsch der Tiere beobachten. Feste Termine gibt es nicht, da sich die Bauern nach dem Wetter richten müssen.
■ Mittenwalder Ziegen
Zuerst ziehen die Ziegenböcke durchs Dorf, anschließend folgt die Herde. So ist‘s gute alte Tradition. Der Ziegenabtrieb in Mittenwald – ein jährliches Fest bayerischer Kultur. Den Sommer über verbringen die Tiere ihre Zeit auf den umliegenden Almen. Am 6. September kehren die Goaßn ins Tal zurück. Gegen 12 Uhr werden sie über den Gröbelsweg zur Pfarrkirche St. Peter und Paul und weiter bis zum Dekan-Karl-Platz getrieben. Im Anschluss folgt die Prämierung der schönsten Tiere. Mehr als 300 Ziegen werden von den Hirten ins Tal begleitet.
■ Mittenwalder Schafe
Eine Woche nach den Ziegen verlassen die Schafe ihre Sommerweiden rund um Mittenwald. Dieses Jahr findet der Abtrieb am 13. September statt. Gegen Mittag werden die Tiere durch den Ort über die Partenkirchner Straße, Hochstraße, den Gries und den Gröblweg bis zum Schafstadl oberhalb der Gröblalm geführt. Die Rückgabe an die Besitzer erfolgt am Tag danach. Am 14. September beginnt die Verteilung der Schafe bereits um 8 Uhr. Im Anschluss lädt das traditionelle Schafstadlfest zu einem geselligen Beisammensein ein.
■ Zu Fuß durchs Karwendel
Einer der letzten Abtriebe ist alljährlich der von der Engalm im Karwendel. Während viele Bauern den Weg ins Tal mit dem Viehtransporter abkürzen, zieht der Nockbauer mit seinen Kühen zu Fuß los – vom Ahornboden bis ins Inntal nach Schwaz und Terfens. Der Weg ist beschwerlich: Ende September geht es vorbei an der Binsalm hinauf zum Lamsenjoch und dann hinunter ins Inntal. Nach einer Rast auf der Lamsenjochhütte stehen rund 1300 Höhenmeter bergab an. Zwei Tage lang sind die Tiere unterwegs, bevor sie ihren Heimatstall erreichen. Dieser Almabtrieb ist kein organisiertes Fest – besucht werden kann er deshalb nicht.JOHANNA STÖCKL