Bleibt beim Benziner: Redakteurin Cornelia Schramm mit ihrem neuen Opel. © PLETTENBERG
Holzkirchen – 2243 Euro. So gering war der Preisabstand zwischen Verbrenner und E-Auto noch nie. Diesen Durchschnittswert hat das Center Automotive Research im August errechnet. Eine gute Nachricht, wie ich finde. In meinem Fall aber war die Zeit für den Umstieg noch nicht reif. Vor drei Monaten habe ich mich in den neuen Opel Mokka verliebt. Der Haken: Der Benziner – 136 PS, Handschaltung – ist ab 26 900 Euro zu haben. Dagegen beginnt die Elektro-Variante bei 36 700 Euro.
Die Differenz hat es in sich. Opel ist damit als Hersteller nicht allein. Bin ich jetzt die Klima-Sau, wenn ich zugebe, dass mir da die Entscheidung nicht wirklich schwergefallen ist? 10 000 Euro – das ist viel Geld. Vielleicht ist die Lage ja in einigen Jahren anders. Dann gehe ich gerne wieder in mich und überlege gewissenhaft.
Mein Vorgänger-Auto – ebenfalls ein Benziner – habe ich 17 Jahre lang gefahren. 171 269 Kilometer Strecke haben mein schnuckeliger Fiat Punto und ich gemeinsam erkundet. Ohne eine einzige Panne. Mit süßen 18 durfte ich nach meiner bestandenen Führerscheinprüfung direkt damit losdüsen. Damals hatte der blaue 77-PS-Flitzer grad mal 300 Kilometer auf dem Buckel.
Er hat mich und meine Freunde immer sicher ans Ziel gebracht: Auf unseren (Nacht-)Fahrten rund um den Tegernsee, zum Schulschwänzen an den Achensee, auf Reisen nach Kroatien und in die Schweiz und vor allem bei meinen Umzügen als Studentin nach Regensburg, Konstanz und später wieder heim ins Oberland.
Tja, aber bei den letzten drei TÜVs hat mich mein kleiner Italiener ein großes Vermögen gekostet. Deshalb war finito mit uns. Basta! Die ein oder andere Träne habe ich verdrückt. So ist das, wenn man einen Lebensabschnittsgefährten verliert. Da hängen Erinnerungen dran. Freiheit duftet für mich als Kind vom Land eben noch immer ein bisserl nach Benzin. Wie die Tankstelle am Brenner, an der ich mir den ersten echt italienischen Espresso gönne. Klingt bequem, ich weiß. Ist es auch. Aber auf längeren Fahrten soll der Urlaub das Abenteuer sein und nicht die Suche nach einer Ladestation. Auch im Alltag muss ich spontan sein können: Als Reporterin springe ich morgens schnell mal ins Auto und düse zu einem Ort des Geschehens. Davon weiß ich am Abend vorher oft noch nix. Da habe ich keine Zeit, eine Stunde lang an einer öffentlichen Ladesäule auf genug Power zu warten. Da spricht mir die alte Esso-Werbung mit dem „Tiger im Tank“ aus der Seele.
Wurscht ist mir das Klima trotzdem nicht. Nach München pendle ich per Zug. Daheim in Holzkirchen (meine Marktgemeinde wäre übrigens bestens versorgt mit Ladestationen) fahre ich Radl. Ich brauche mein Auto also für die letzte Prise Abenteuer im Leben: für spontane Freundestreffen in der Schweiz, Wandertrips in die Dolomiten und Reportagen in allen Ecken Bayerns. Bis irgendwann eine Photovoltaik-Anlage auf unserem Hausdach meine eigene Ladestation mit Strom speist, zapfe ich meinem Mokka also lieber den Tiger in den Tank.
Nächste Woche muss er mit zarten 2444 Kilometern auf dem Tacho aber zum ersten Mal in die Werkstatt. Wir sind von einer Rückrufaktion betroffen, weshalb Opel den Mokka schleunigst durchgecheckt wissen will. Er schnurrt ja wie ein Tiger, könnte aber ein Problem haben. An der Kraftstoffleitung…CORNELIA SCHRAMM