Größere Sitzabstände sollen für mehr Komfort im Zug sorgen.
168 Displays pro Zug: S-Bahn-Chef Heiko Büttner mit Redakteurin Gabriele Winter. © Thedens (2), Kiewning
Aus rot wird blau: Roland Busch (v. li. Siemens AG), Ministerpräsident Markus Söder, Verkehrsminister Christian Bernreiter, Evelyn Palla (Vorständin Regionalverkehr Deutsche Bahn) und S-Bahn-Chef Heiko Büttner vor der S-Bahn im neuen Anstrich.
München – Rot war gestern – die neue Generation der Münchner S-Bahn ist weiß-blau. Die XXL-S-Bahnen, die ab Ende 2028 nach und nach durch München und das Umland rollen, sollen länger werden und dadurch mehr Fahrgäste aufnehmen können. Auch die Türen werden 20 Zentimeter breiter. „Dadurch können die Leute schneller aussteigen“, sagt S-Bahn-Chef Heiko Büttner. Es soll ein Baustein sein, um Verspätungen besser in den Griff zu bekommen.
Die etwa 202 Meter langen Züge werden aber nicht nur außen lang, sondern bieten auch langen Menschen mehr Beinfreiheit. „Der Titel XXL ist wahrscheinlich gewählt, weil sie auch für mich und Herrn Bernreiter Platz haben sollen. Wir stehen ja auch für Größe und Breite“, witzelte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) über sich und seinen Verkehrsminister. Beide sind zur Vorstellung eines Modells der neuen S-Bahn-Züge auf das IAA-Gelände am Münchner Königsplatz gekommen.
„Die Bahn und die IAA, das passt ja zunächst gar nicht so richtig zusammen“, sagte Eyelin Palla, Vorständin Regionalverkehr der Deutschen Bahn. Doch man wolle hier über die „Zukunft des Nahverkehrs“ diskutieren und den Boden bereiten, „dass der ÖPNV und die Automobilbranche keine Gegensätze sind, sondern sich nahtlos ergänzen.“ Selbst wenn man nicht mit der S-Bahn fahre und lieber mit dem eigenen Auto unterwegs sei, könne man froh sein, dass es S-Bahnen gibt. „Denn wenn es sie nicht gäbe, dann wären die Staus in unseren Städten noch deutlich unerträglicher, als sie es heute schon sind.“ Eine einzige S-Bahn der neuen Generation ersetze 1500 Autos, denn dort hätten 1800 Leute Platz. Und sogar bis zu 40 Fahrräder könnten dort untergebracht werden. Die neuen S-Bahn-Züge baut Siemens in München-Allach und in Nürnberg – ein Großauftrag für etwa zwei Milliarden Euro. Siemenschef Roland Busch spricht von einem „Star auf Schienen“, den er gerne auch anderswo an den Käufer bringen würde. Auch deshalb wird das Modell auf der IAA präsentiert.
Busch hebt vor allem die technischen Verbesserungen für die Fahrgäste hervor. Rollstuhlfahrer könnten per Display eine Rampe bestellen und checken, ob an der nächsten Haltestelle der Fahrstuhl funktioniert. „WLAN, USB-C statt Akkuangst. Wir haben sogar mobilfunkfähige Scheiben“, sagt Busch. „Also Wohnzimmerkomfort, elektrisch angetrieben.“
Für mehr Komfort sollen größere Sitzabstände und eine tageszeitabhängige Beleuchtung sorgen. Ebenfalls verbaut: Eine Klimaanlage, die für bis zu 45 Grad Außentemperatur ausgelegt ist. Und auf insgesamt 168 Displays sollen erstmals sämtliche Fahrgastinformationen digital angezeigt werden: vom Netzplan über den Fahrtverlauf bis zur Aufzug-Position am nächsten Bahnsteig. Wer schon mal Probe sitzen will, kann die neue S-Bahn während der IAA-Mobility auf dem Königsplatz täglich von 11 bis 21 Uhr (sonntags bis 17 Uhr) besichtigen.GABRIELE WINTER