Die Fundstelle: Das verwitterte Gewehr lag im Stollen zwischen Walchensee und dem Kraftwerk. © Christian Howe
Unterwasserarchäologe Florian Huber entdeckte dieses Gewehr aus dem Jahr 1890. © Arndt Pröhl
Kochel am See – Der Unterwasser-Archäologe Florian Huber hat in einem Stollen zwischen Walchensee und dem Kraftwerk ein historisches Jagdgewehr aus dem Jahr 1890 gefunden. Das ist bereits zehn Jahre her. Jetzt konnte die Herkunft der Flinte näher bestimmt werden: Offensichtlich handelt es sich um die Waffe eines Wilderers.
Der damalige Betreiber Eon hatte 2015 den 1,2 Kilometer langen Stollen durch Hubers Mini-U-Boot „Jago“ befahren lassen, um ihn auf Schäden zu untersuchen. Dabei stieß Huber auf das Gewehr. „Ich bin davon ausgegangen, dass das Gewehr aus dem 2. Weltkrieg stammt, und wollte es eigentlich mitnehmen“, berichtet der 50-Jährige. „Aber wir hatten alle Hände voll zu tun, und die Zeit hat gedrängt.“ Daher ließ er es liegen. Doch ein anderer Taucher brachte es vor einem Jahr dann bei einer neuerlichen Stollen-Untersuchung doch ans Tageslicht.
Mithilfe des Bayerischen Armeemuseums in Ingolstadt und einem ihm bekannten Sportschützen fand Huber heraus, dass es sich um ein „k. u. k. Ordonnanzgewehr“ handelte, das um 1890 von der österreichischen Firma Steyr Mannlicher produziert worden war. Einem ehemaligen Mitarbeiter dieser Firma fiel auf, dass bei der Waffe der Schaft um etwa zehn Zentimeter gekürzt und die Schaftkappe dann wieder auf diesen Stumpf aufgesetzt worden war. Damit liegt es nahe, dass das Gewehr einem Wilderer gehörte.
Wahrscheinlich habe dieser es aus dem 1. Weltkrieg mit nach Hause genommen und dann gekürzt, um es unter seinem Mantel verstecken zu können. Eventuell habe er es auf der Flucht ins Wasser geworfen. Die Strömung trieb es dann im Lauf der Jahre in den Stollen.
Was aus dem guten Stück wird, ist unklar. „Ich fände es schön, wenn es in ein Museum kommt, zum Beispiel ins Besucherzentrum des Walchenseekraftwerks oder ins Wilderer-Museum in Österreich“, sagt Huber. ANDREAS STEPPAN