Heuer wollte er seinen 6000. Gipfel erklimmen: Doch jetzt wird Kai Mosbacher seit einer Woche vermisst.
Garmisch-Partenkirchen – Er hat in seinem Leben schon fast 6000 Gipfel bestiegen, dabei nur in Zelten oder Winterräumen übernachtet – doch nun gilt der Garmischer Extrem-Bergsteiger Kai Mosbacher (62) in den Kärntner Alpen als verschollen.
Weil er auf seinen Touren meist allein sein wollte, nannte er sich selbst „Steppenwolf“. Am 8. September schickte er einer Bekannten um 17 Uhr noch ein Selfie vom Schwarzkopf (3174 Meter, Bezirk Spittal an der Drau). Als er sich danach nicht mehr wie gewohnt meldete, alarmierte die Freundin am 10. September Bergwacht und und Polizei (wir berichteten).
„Laut Eintrag im Hüttenbuch des Hannoverhauses brach er in Richtung Ali-Lanti-Biwak auf, die genaue Route ist jedoch unbekannt“, sagte Christian Koller (43) von der Bergrettung Lieser-Maltatal gestern. „Nach ersten Erhebungen im Ankogelgebiet sowie am Wohnort in Deutschland wurden am 11. September bereits Suchflüge im Grenzbereich von Kärnten und Salzburg durchgeführt“, sagte Bezirksinspektor Werner Pucher (31). Diese verliefen jedoch ebenso ohne Ergebnis wie ein groß angelegter Einsatz mit 45 Kräften von Bergrettung und Alpinpolizei am 13. September. Fast zehn Stunden nahmen die Retter vor allem das Gebiet um den Kleinelend-Gletscher in Angriff. „Allein ist das immer ein Risiko hier, man muss alpine Erfahrungen in Bezug auf Gletscherspalten haben“, so Koller. Diese könnten bis zu zehn Meter tief sein, zudem habe es nachts in dieser Region bereits Minusgrade, es könne schneien.
Doch Seilschaften scheute Kai Mosbacher, denn aufgrund seines Asperger Syndroms stressen ihn Menschen-Ansammlungen, technische Details und laute Geräusche. „Ich gehe am liebsten ohne Seil, da ich mich anderen Menschen schwer anpassen kann“, sagte er 2024 in einem Gespräch mit dem Alpenvereins-Magazin „Panorama“. In dem Verein gilt er als „Gipfelsammler“, stolz berichtete er von 40 Viertausendern und 16 Sechstausendern, die er größtenteils allein bezwungen habe. Nach eigenen Angaben hatte er da bereits mehr als 5500 Gipfel bestiegen und plante für 2025, die 6000er-Marke zu knacken. „Nur in den Bergen, da bleibe ich immer dran. Wenn ich am Gipfel stehe, denke ich: Endlich geschafft.“ Seine Berichte veröffentlichte er auf dem Tourenportal „hikr.org“. 2224 Einträge finden sich dort unter seinem Namen.
Am Mittwoch teilte Landespolizei-Sprecher Werner Pucher mit, dass die Suche vorerst eingestellt worden sei: „Sie wird erst beim Einlangen neuer Hinweise wieder aufgenommen.“ Auf diese hofft weiter Mosbachers Bekannte, die neben dem letzten Foto auch einen Steckbrief auf Facebook veröffentlicht hat: 1,90 Meter groß, längere braune Haare und eine markante Erscheinung. In einem Kommentar schrieb sie: „Ich habe halt immer noch die Hoffnung, dass er irgendwo unterwegs ist, wo der Netzempfang schlecht ist… aber irgendwann müsste er doch auch mal wieder in der Zivilisation landen.“