Das traurige Schicksal der Alf-Stimme

von Redaktion

Synchronsprecher Tommi Piper (84) muss zur Tafel gehen: „Ich bin total verarmt“

Als „Alf“-Stimme gewann Piper Preise, ins Dschungelcamp ging er wegen der Gage. © dpa

Hofft auf bessere Zeiten: TV-Sprecher Tommi Piper lebt in Oberschleißheim. © privat

Oberschleißheim – Er schämt sich. „Ich habe mir sogar überlegt, ob ich eine Sonnenbrille aufziehe, weil mich so viele Leute hier kennen“, sagt Synchronsprecher Tommi Piper (84). In der Menschenmenge vor der Pfarrei St. Wilhelm in Oberschleißheim legt sich seine Aufregung. „Die sind alle sehr nett hier“, sagt Piper, während er sich an der Lebensmittelausgabe anstellt.

„Ich bin heute zum ersten Mal bei der Tafel, weil ich mir nichts mehr zum Essen kaufen kann“, erzählt Piper traurig. Früher habe er gutes Geld verdient, als Schauspieler, der in mehr als 150 Filmen mitgespielt hat, und als Synchronsprecher, der vor allem durch die amerikanische Sitcom „Alf“ weltberühmt wurde. Heute sei er arm wie eine Kirchenmaus. „Ich bekomme eine kleine Rente und mein Sohn Tobias überweist mir jeden Monat eine kleine Zuwendung fürs Haare schneiden, für die Putzfrau, für alltägliche Dinge“, so Piper.

Sein Auto hat er verkauft, jeglichen Luxus kann er sich nicht mehr leisten. Vor allem die ausbleibenden Engagements und Synchronsprecher-Aufträge sowie schrumpfende Wiederholungshonorare schmerzen den Schauspieler. „Ich bekomme einfach keine Angebote mehr.“ Um die drohende Pleite abzuwenden, fing Piper bereits vor zwei Jahren mit seinem Co-Autor Johannes Maria Brunner an, ein Buch über sein aufregendes Leben zu schreiben. Mittlerweile ist „Ja, ich war Alf“ fertiggestellt, 40 Verlage haben es bisher abgelehnt. „Wir verstehen nicht warum, denn das Buch ist echt super geworden.“ Aufgeben will Piper trotzdem nicht. „Wir suchen weiter nach einem Verleger.“ Auch vor dem Gang zur Tafel graut dem Schauspieler nicht mehr. „Ich bin dort so herzlich aufgenommen worden.“

Weil Piper in einigen Monaten 85 wird, denkt er immer öfter über alternative Wohnformen wie betreutes Wohnen nach. „Ich habe bisher eine Putzfrau, die mir hilft und mich unterstützt, aber irgendwann reicht das nicht mehr.“ Denn seit Pipers Frau Angelika vor vier Jahren starb, lebt der Schauspieler allein in ihrem Haus, das mittlerweile ihrem Sohn gehört. „Ich habe dort ein Wohnrecht, zahle nur die Nebenkosten“, sagt Piper. Er ist dankbar, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben. „Vielmehr habe ich zwar nicht mehr, aber trotzdem gibt es Menschen, die noch weniger haben“, sagt Piper.

„Wie meine Putzfrau, die aus der Ukraine fliehen musste“, so der Synchronsprecher. Ihr hilft Piper immer wieder. Sie begleitete ihn dafür zur Tafel. „Ich war sehr berührt vom Angebot und den tollen Lebensmitteln. Die Tafel hilft mir wirklich in dieser schweren Zeit.“TERESA WINTER

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