München – Januar 2022, Deutschland befindet sich mitten in der Corona-Pandemie. Da kommt das neu zugelassene Medikament Paxlovid gerade recht. Die Bundesregierung und ihr damaliger Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kauften groß ein. Er orderte eine Million Packungen des Corona-Medikaments beim Hersteller Pfizer.
Das Ziel: Paxlovid sollte Patienten im Falle einer ärztlichen Verordnung über die Apotheken kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Großhandel und Apotheken erhielten für die Abgabe eine vom Bund finanzierte Aufwandsentschädigung. Die Patienten mussten nichts zuzahlen, über die gesetzliche Krankenversicherung wurde nichts abgerechnet.
Ganz anders als in China. Auch dort wütete bekanntermaßen das Virus. Und auch dort war Paxlovid plötzlich sehr gefragt. Eine staatlich organisierte Versorgung mit dem neuen Medikament gab es in China aber nicht – was laut Bayerischer Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen (ZKG) zu einem regen Schwarzmarkt führte. Auch in Deutschland – obwohl für deutsche Apotheken sowohl der Export als auch das Handeltreiben mit Paxlovid nicht erlaubt war und ist. Aber daran hielt sich offenbar nicht jeder.
Nun hat die ZKG wegen des Verdachts des illegalen Handels mit Paxlovid in vier Fällen Anklage beim Landgericht Nürnberg-Fürth erhoben. Bei den insgesamt acht Beschuldigten handle es sich um Apotheker aus München, Nürnberg, Regensburg und Forchheim, um Mitarbeiter in Apotheken sowie um einen Zwischenhändler, teilte die Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg am Donnerstag mit. Sie sollen 2022 und 2023 das vom Bund kostenlos bereitgestellte Corona-Medikament Paxlovid auf dem Schwarzmarkt verkauft haben. Dabei sei ein Schaden von rund drei Millionen Euro entstanden, so die Generalstaatsanwaltschaft.
Wie WDR, NDR und SZ berichten, hat auch die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main Anklage erhoben. In einem besonders spektakulären Fall müsse sich der 57-jährige Inhaber einer Apotheke aus der Frankfurter Innenstadt verantworten, so das Recherchenetzwerk. Laut Staatsanwaltschaft wird ihm vorgeworfen, „die außergewöhnlich große Menge von 9299 Packungen Paxlovid bestellt“ und für rund 250 000 Euro weiterverkauft zu haben. Der Bund hatte diese Packungen für mehr als sechs Millionen Euro eingekauft und kostenfrei an Apotheken weitergegeben.
Den acht Beschuldigten in Bayern wird laut Generalstaatsanwaltschaft „Untreue in Tateinheit mit vorsätzlichem unerlaubtem Großhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln“ vorgeworfen, ebenso das „Betreiben eines Großhandels mit Arzneimitteln ohne die erforderliche Erlaubnis“. Über die Zulassung der Anklage und die Eröffnung des Hauptverfahrens müssten jetzt die zuständigen Strafkammern des Landgerichts Nürnberg-Fürth entscheiden.
Die ZKG strebe neben der Bestrafung der Beschuldigten auch die Wiedergutmachung des finanziellen Schadens an. Weitere Verfahren seien noch anhängig.EPD/MM