Bello wird zum Bergfex

von Redaktion

Wandern mit Hund liegt im Trend – aber nicht jeder hält sich an die Regeln

Rolf Frasch rät zur Tagestour. © privat, svetikd/Getty, Götzfried

Gipfelstürmer auf vier Beinen: Immer mehr Menschen gehen mit dem Hund zum Wandern.

Mittenwald – Das Geschäft mit wandernden Vierbeinern boomt: Denn auch Hunde sollen im Gebirge gut ausgestattet sein. Ihre Besitzer, meist Tagesausflügler, kaufen für sie gerne Snacks wie Rinderlungenbrocken oder Hirschohren für die Bergtour. Das berichtet Carina Rostalski, die in Mittenwald im Kreis Garmisch-Partenkirchen einen Laden für Tierbedarf betreibt. Beliebt seien zudem Hundeschuhe, auch wenn das oft belächelt werde. Aber: „Gerade Stadthunde sind Schotterwege in den Bergen nicht gewöhnt und laufen sich sonst die Pfoten wund“, erklärt sie. Bei schlechtem Wetter gehen die Regenmäntel gut weg. Und sie verkauft spezielle Rucksäcke, in denen Hunde den Berg hinaufgetragen werden. „Wanderer mit Hunden haben definitiv zugenommen“, sagt Rostalski, die für sich die perfekte Nische in der Wanderregion entdeckt hat. „Wir sind zufrieden.“

Fakt ist: Immer mehr Hunde tummeln sich auf Bayerns Bergen. Doch das hat auch seine Kehrseiten. Den Trend spürt der Deutsche Alpenverein (DAV). So gibt es in einigen DAV-Sektionen Wandergruppen für Mensch und Hund, zum Beispiel in Bad Tölz. Doch wer mit Hund wandert, muss einige Regeln beachten. Zuallererst sollte man es nicht übertreiben, rät der DAV. Für die ersten Touren sei es besser, im Talbereich zu bleiben, wo Wege breit sind. Dann könne man sich langsam steigern. „Hunde, die bergiges Gelände nicht gewohnt sind, können Gefahren oft nicht richtig einschätzen.“ Immer wieder komme es zu Abstürzen. Für solche Notfälle können DAV-Mitglieder vorab eine Hundebergungsversicherung abschließen. Generell empfehle es sich, Hunde anzuleinen. Zumal nicht alle Menschen begeisterte Hundefreunde seien. Wer auf Weiden unterwegs ist, sollte Abstand zu Kühen halten und auf markierten Wegen bleiben, um Konflikte zu vermeiden. Aber Achtung: Wenn Kühe, besonders die mit Nachwuchs, aggressiv werden, sollte man den Hund laufen lassen.

Ein großes Thema sind die Hinterlassenschaften: „Grundsätzlich sollte man den Hundekot mit Tüten aufnehmen, weil er nicht als Naturdünger gilt“, betont der DAV. Und dann auch mitnehmen und nicht am Wegesrand liegen lassen. Parasiten im Kot können bei Rindern Koliken und Fehlgeburten verursachen, warnt Josef Glatz, Vorsitzender des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern. Schon geringe Kotmengen im Futter machten Tiere krank. Deshalb gebe es inzwischen viele Tütenspender und Eimer an Wanderparkplätzen. „Viele Besitzer halten sich an die Regeln“, berichtet Glatz. Aber nicht alle. Wichtig: Tränkebecken seien keine Waschtröge für Hunde. Trotzdem sollten Herrchen und Frauchen bei der Tourenauswahl darauf achten, dass ihr Hund genug Wasser zum Trinken und Abkühlen – etwa in Bachläufen – findet, betont Rolf Frasch, der lange eine Hundebergschule am Brauneck führte. „Hunde überhitzen bei Sonneneinstrahlung schnell.“ Schattenrastplätze seien unerlässlich. Klettersteige lieber meiden. Wer seinen Liebling über eine steile Stelle hievt, sollte ihm lieber ein Brustgeschirr umschnallen. Bei einer Leine am Hals werde das Tier sonst gewürgt. Frasch versteht es, dass die Leute ihre Hunde mit in die Berge nehmen. „Sie sind wie Partner.“ Allerdings empfiehlt er Tagestouren.

Denn bei Mehrtagestouren mit Übernachtung wird es kompliziert. „Grundsätzlich sind keine Haustiere in den Schlafräumen der Alpenvereinshütten erlaubt“, erklärt eine DAV-Sprecherin. Es gebe jedoch Ausnahmen. Wichtig sei es, vorab Absprachen mit Hüttenwirtsleuten zu treffen. Einige Betreiber aber würden keine derartigen Reservierungen mehr annehmen, weil es zu Zwischenfällen kam.

Auch unten im Tal spürt man den Hundeansturm am Berg. „Es gibt Hotels, die sich vollständig auf das Thema Urlaub mit Hund eingeschossen haben“, berichtet Christoph Schempershofe von der Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) im Kreis Miesbach. Urlauber würden häufig bei der TTT anrufen, um sich nach geeigneten Wanderangeboten zu erkundigen. Manche wollen hoch hinaus: In der Wallbergbahn etwa seien Hunde erlaubt. Sogar auf die Zugspitze im Kreis Garmisch-Partenkirchen dürfen sie fahren, für sieben Euro mit Zahnradbahn oder Seilbahn. „Hier ist eine gute Nachfrage da“, sagt Carolin Kunzmann, Sprecherin der Bayerischen Zugspitzbahn Bergbahn. „In Großkabinen empfehlen wir einen Maulkorb.“ Manchmal helfen Hunde sogar in dunkler Stunde im Gebirge: „Wir hatten schon Gäste mit Höhenangst, die durch Hunde gut abgelenkt wurden.“ MARLENE KADACH

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