„Die Tradition muss bleiben“

von Redaktion

Kritik an Sparmaßnahmen beim BR-Programm – Petition gestartet

Die Wirtshausmusikanten mit Moderatorin Traudi Siferlinger (Mitte). Bayerns Trachtler fürchten, dass hier künftig gespart wird. © Wilschewski/BR

München – Wie bayerisch ist der Bayerische Rundfunk (BR) noch? Nicht genug, findet der Bayerische Trachtenverband. Deshalb hat er eine Online-Petition „Gegen Kürzungen im Bereich Volksmusik, Brauchtum und Tracht im Bayerischen Rundfunk“ gestartet. Die Initiative bezieht sich auf das Fernsehprogramm. „Wir wollen es nicht einfach hinnehmen, dass immer mehr traditionelle Volksmusik gestrichen wird“, sagt der Vorsitzende Günter Frey. „Die Tradition muss bleiben! Wenn die bayerische Kultur zur Seite gedrängt wird, verspielt der BR seine Identität.“

Eine BR-Sprecherin widerspricht: „Kein anderer Sender bietet so viel Programm rund um Volksmusik, Tracht und Brauchtumspflege wie der BR.“ Der Trachtenverband jedoch ärgert sich zum Beispiel darüber, dass der Wiesn-Frühschoppen im Festzelt Tradition heuer nur noch am letzten Sonntag stattfindet. Hier verweist der BR auf die ausführliche Oktoberfest-Berichterstattung und die neue Sendung „Wiesn-Gschichten“, bei der die Bräuche auf der Oiden Wiesn im Mittelpunkt stehen.

Doch es gibt weitere Kürzungen: Beim Komödienstadl gibt es gar keine Neuproduktionen mehr, es werden nur noch die alten Folgen ausgestrahlt. „Aber das reicht nicht“, findet Frey. „Der Komödienstadl hat einen Identifikationswert für Laienbühnen in ganz Bayern.“ Nur mehr alte Aufnahmen gibt es zudem beim Advents- und Weihnachtssingen. Auch bei den Wirtshausmusikanten befürchten die Trachtler weniger Neuproduktionen als früher. Dieses Jahr waren es laut BR – wie 2024 – zwei Neuproduktionen. Für kommendes Jahr seien die Planungen noch nicht abgeschlossen.

Sicher ist, dass Blasmusikfans ab 2026 auf „Mit Blasmusik durch Bayern“ verzichten müssen. Dann geht Moderator Georg Ried in Rente. „Da die Sendung untrennbar mit seiner Person verbunden ist, kann und wird sie ohne ihn nicht fortgesetzt werden“, so der BR. Aber: „Blasmusik ist und bleibt ein wichtiger Teil in unseren Volksmusiksendungen.“

Das gelte auch für das Volkssänger-Format „Brettl-Spitzen“, das zuletzt ausgebaut wurde. Der BR will zudem bei Volksmusik mehr Wert auf Angebote in Social Media, Mediatheken und der Video-Plattform Youtube legen, um jüngere Leute anzusprechen.

Doch klar ist auch: Der Bayerische Rundfunk muss sparen. Das bedeute, „dass wir auch im Programmangebot Schwerpunkte setzen müssen“, erklärt die Sprecherin. Sie betont: „Das betrifft alle Bereiche innerhalb des BR.“

Zwiegespalten, was die Petition angeht, ist Rudolf Neumaier. „Ich bin mir nicht sicher, ob das Vorgehen ideal ist“, sagt er. Neumaier ist Vorsitzender beim Landesverein für Heimatpflege und sitzt im Rundfunkrat. Er betont, dass sich der Verein immer mit Nachdruck dafür einsetzte, „dass „heimische Kulturformen breit auf allen Kanälen des BR abgebildet werden“. Andererseits ist auch ihm bewusst: „Der BR kann weniger Geld ausgeben als in früheren Zeiten und muss die Transformation ins Digitale stemmen“, erklärt er und pocht auf Gespräche. „Gerade gestandene Bayern setzen doch darauf, dass sie erst einmal miteinander reden statt übereinander.“

Ein Gespräch mit Trachtlern und dem BR habe es schon gegeben, ein weiteres sei geplant, sagt Günter Frey. Eine gute Nachricht gibt es für alle Volksfestfreunde. Der Blasmusik-Radiosender „BR Heimat“ wird weitergeführt. „Dafür sind wir auch dankbar“, betont Frey.CLAUDIA SCHURI

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