Michaela Schellshorn und ihr Sohn Ludwig. © Hermsdorf-Hiss
Schuld hat ja eigentlich der zehnjährige Ludwig. Vor zwei Jahren begann er, in Büchern rund um die Überlieferungen und Legenden in Oberbayern zu stöbern. „Das muss an den Genen liegen“, sagt seine Mutter Michaela Schellshorn. Sie erinnert sich noch gut, wie sehr sie es als Kind genoss, wenn ihr Großvater damit begann, Gruselgeschichten zu erzählen. Ihr Sohn ließ die Familie jedes Mal von seinem angelesenen Wissen profitieren, wenn sie bei Ausflügen zufällig an einen Ort kamen, an dem eine Sage spielt. Und beim Rundgang durch den Dietramszeller Wald, vorbei an den Kapellen und Wegkreuzen, sprudeln die Geschichten nur so aus Ludwig heraus. „Beim Kloster Dietramszell gibt es geheime Gänge“, berichtet er. „Und bei Maria Elend wurde ein Mann von Reitern in den Wald hinein verfolgt. Er ist in eine Grube gefallen, und das hat ihn gerettet.“ Daraufhin habe er versprochen, genau an dieser Stelle eine Kapelle zu errichten. Michaela Schellshorn fiel irgendwann auf, dass sich die meisten Veranstaltungen rund um die Sagen nur an Erwachsene richten. „Aber um auch bei den Kindern Interesse an ihrer Heimat und der Kultur zu wecken, muss man sie von klein auf heranführen“, findet sie. Sie selbst ist dem Kulturverein Dietramszell beigetreten, nachdem sie eine Legendenführung erlebt hatte. So entstand ihre Idee, Sagen-Wanderungen speziell für Kinder anzubieten. „Angst haben braucht keiner, ich erzähle keine Horrorgeschichten“, verspricht sie. Die Überlieferungen will sie kindgerecht weitergeben. Eltern dürfen bei der Wanderung nicht dabei sein. „Die Kinder sind viel offener und weniger abgelenkt, wenn sie unter sich sind“, sagt Schellshorn. Allerdings sollten sie gut zu Fuß unterwegs sein und eine Brotzeit und Getränke dabeihaben – der Waldspaziergang dauert nämlich gut drei Stunden. Alle Infos und Termine gibt es bei Anna Methner unter vorstand@kulturverein-dietramszell.de oder 0151/8 19 54 82.SABINE HERMSDORF-HISS