Markus Furtner aus Weßling. © Corinna Eichberger-Renneisen
Markus Furtner ist Mathelehrer am Viscardi-Gymnasium in Fürstenfeldbruck, doch seine Geschichte geht weit darüber hinaus. Bevor der Weßlinger Zahlen unterrichtete, war er als Jongleur auf internationalen Bühnen zu sehen – sogar beim Cirque du Soleil. Heute verbindet er seine Leidenschaft für Mathe und Jonglage, die er auch in der Schulzirkus-AG weitergibt.
Beim Interview wird neben der Turnhalle gerade das Zelt des Schulzirkus abgebaut. Für Markus Furtner, 44, ein Moment voller Erinnerungen: Er war selbst Artist. „Es ist eine Mischung aus Melancholie und Aufbruch“, sagt er. Nach erfolgreichen Vorstellungen sei er immer ein bisschen traurig gewesen, wenn das Zelt abgebaut wurde. „Andererseits reizte mich das Weiterziehen.“ Sein Einstieg ins Jonglieren begann in seiner Heimat Oberpfaffenhofen als Teenager. Schnell faszinierte ihn besonders die Kunst mit den sogenannten Devil Sticks. Das sind konisch geformte Stäbe, die mit zwei Handstäben in der Luft gehalten und gewirbelt werden. Furtner perfektionierte seine Technik so, dass er sogar zwei Devil Sticks gleichzeitig bewegte. Viele seiner Kunststücke hielt man für unmöglich, bis er sie zeigte.
Sein Mantra steht auf seiner blauen Requisitentasche: „Eat, Sleep, Juggle, Repeat“ – essen, schlafen, jonglieren, immer wieder üben. „Man muss es wirklich wollen“, erklärt er. 2002 trat er vor über 3000 Zuschauern bei der Europäischen Jonglier-Convention in Bremen auf. Kurz darauf meldete sich der Circus Krone, doch Furtner entschied sich anders: Er wollte erst „etwas Gescheites“ lernen und begann Mathematik zu studieren. 2008, nach seinem Diplom, kehrte er zur Jonglage zurück und arbeitete freiberuflich als Künstler, gab Shows und Workshops. Sein Durchbruch kam, als ihn der Cirque du Soleil für eine einjährige Tournee durch Kanada, Neuseeland und Australien engagierte. Trotz Glamour war es harte Arbeit: Täglich eine Show, am Wochenende sogar zwei.
Heute unterrichtet Furtner als Lehrer am Viscardi-Gymnasium. Seine Jonglier-Vergangenheit hält er eher im Hintergrund, auch wenn er die Zirkus-AG unterstützt. Im Unterricht wird selten jongliert, höchstens kurz vor den Ferien. Für ihn ist der Lehrerberuf die perfekte Kombination: „Im Büro sitzen wollte ich nie, und so kann ich meine Leidenschaft für Mathe leben.“ Zu Hause in Weßling übt er die Devil Sticks immer noch, „nur nicht mehr so viel wie früher“. „Die meisten Kunststücke kann ich noch“, sagt er. „Ich möchte nichts verlernen.“ Für ihn hält Jonglieren nicht nur körperlich fit, sondern auch geistig: Es fördere Konzentration und trainiere beide Gehirnhälften. „Und Jonglieren nach dem Essen hält den Blutzuckerspiegel flach.“ULRIKE OSMAN