Das Leiden der Kaninchen

von Redaktion

Vorwürfe von Tierschützern: Nahe Augsburg soll es eine „Blutfarm“ geben

Grausame Bilder: Kaninchen wird Blut abgezapft und die Tiere getötet – so der Vorwurf. © Soko Tierschutz

Kissing – Die Organisation SOKO Tierschutz e.V. erhebt schwere Vorwürfe gegen einen landwirtschaftlichen Betrieb in Kissing südlich von Augsburg. Auf der Anlage werden laut SOKO Tierschutz in mehreren Hallen tausende Kaninchen für Tierversuche und kommerzielle Verwertung gehalten und teilweise brutal behandelt. Die Tierschützer hatten undercover einen Mitarbeiter eingeschleust und gefilmt. Über Monate entstanden so Aufnahmen, auf denen lange Käfigreihen zu sehen sind. Die Tiere sind auf engstem Raum auf Gittern und Rosten eingesperrt, ohne Stroh als Unterlage. Auch Fehlbildungen werden dokumentiert. Mitarbeiter werfen die Tiere grob in Transportkisten, manchmal fällt eines zu Boden.

Der Hintergrund der Kaninchenhaltung im großen Stil: Die Kaninchen werden für pharmazeutische Zwecke genutzt, beispielsweise für die Herstellung von Antikörpern. Abnehmer in Kissing sollen ein deutsches und ein Schweizer Unternehmen sein. „Kaum jemand weiß, dass es in Deutschland eine Schattenindustrie zur Gewinnung von Kaninchenblut gibt, für die zigtausende Kaninchen auf erbärmliche Art und Weise gehalten und getötet werden“, sagte Friedrich Mülln von SOKO Tierschutz dem ZDF. Den Tieren wird Blut abgezapft, die Kadaver dann in Müllsäcken entsorgt – so legen es zumindest die Filmaufnahmen nahe. Mülln hat Strafanzeige erstattet. „Blutfarm“, so nennt die SOKO Tierschutz den Betrieb.

Der Inhaber des Hofes weist die Vorwürfe zurück. Er halte sich strikt an die gesetzlichen Vorgaben, erklärte eine Anwaltskanzlei gegenüber dem ZDF. Auch dem Veterinäramt des Landkreises Aichach-Friedberg sind keine Mängel bekannt. SOKO Tierschutz führt das allerdings darauf zurück, dass die Kontrolle des Betriebs vorher angekündigt wird.

In der Region bekannt ist der Hof vor allem wegen seiner Bioprodukte – Eier, Fleisch, Erdbeeren. Auch Kaninchenfleisch aus eigener Schlachtung wird laut Homepage angeboten. Von der pharmazeutischen Nutzung ist jedoch nicht die Rede. Weil der Inhaber des Biohofes zwar nicht den Grünen angehört, jedoch parteifreies Mitglied der Grünen-Gemeinderatsfraktion in Kissing ist, sind auch die Grünen pikiert. „Wir sind bestürzt und nehmen die Vorwürfe sehr ernst“, erklärt die Pressestelle. „Wir Grüne setzen uns dafür ein, dass Medikamentenforschung und diagnostische Verfahren in Zukunft ohne Tierversuche möglich sind.“ DW

Artikel 1 von 11