Schulbuch-Engpass vorm Abi

von Redaktion

Lehrer müssen für ersten G9-Jahrgang auf Kopien ausweichen

Schüler beim Lernen. Der G9-Abi-Jahrgang wartet auf Bücher. © Willie B. Thomas/Getty

München – Es ist eine 22 Seiten lange Liste, dicht bedruckt. „Biologie: C.C Buchner Verlag, Bamberg, Biologie 8, Gymnasium Bayern“, heißt es da – und dann folgt die ISBN-Nummer, die Auflage, der Preis und das Zulassungsdatum. In diesem Fall ist das Bio-Buch für die 8. Klassen schon seit 2020 auf dem Markt, kein Problem also. Für die 13. Jahrgangsstufe des G9 in diesem Schuljahr ist das freilich anders. Es ist der erste G9-Jahrgang, der im Frühjahr 2026 Abiturprüfungen ablegt. 30 640 Schüler. Doch es läuft nicht ganz rund. Für einige Fächer fehlen Bücher, ergibt ein Blick auf die Liste der amtlich zugelassenen Schulbücher. Das bestätigen auch Schulleiter. So gibt es für Physik, Biologie, Politik, Ethik, Latein, Evangelische Religion entweder noch gar kein Buch, oder aber es wurde erst kürzlich zugelassen und ist erst in der Auslieferung.

„Kein Drama, aber natürlich ärgerlich“, so sieht es Michael Schwägerl, Chef des Bayerischen Philologenverbands. Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbands und Leiter des Justus-von-Liebig-Gymnasiums Neusäß (Kreis Augsburg), bestätigt die Probleme. „Definitiv gibt es Lücken“, sagt er. Für ihn ist das nichts Neues. „Ich kenne das, seit wir das G9 aufbauen“ – fast in jedem Jahr gebe es Probleme mit den Büchern. „Das dürfte nicht passieren, das ist unschön, um es vornehm auszudrücken.“ Eine Erklärung hat Düll freilich auch: Bis ein Schulbuch wirklich ausgeteilt werden kann, ist es ein langer Weg.

Was Düll dann beschreibt, klingt ein bisschen wie bei Buchbinder Wanninger: Zunächst müssen die Schulbuch-Verlage warten, bis der Lehrplan für ein Schulfach genehmigt ist. Erst dann werden Autoren gesucht, die das Schulbuch erstellen – meist Lehrer. Liegt das Manuskript vor, wird es ans Kultusministerium geschickt. Zur Prüfung. Eventuell sind Änderungen notwendig – dann geht das über den Verlag an den Autor zurück. Der arbeitet das ein, schickt es zurück an den Verlag, der wiederum an die Schulbuch-Genehmigungskommission. Bis dann das „Go“ vorliegt und das Buch gedruckt wird. Dann folgt das Auswahlverfahren: An jeder Schule entscheidet die Lehrer-Fachschaft für sich, welches Buch sie haben möchte. Besorgen muss es der Träger, bei Gymnasien Landkreis oder kreisfreie Stadt. Wo‘s im Moment hakt, kann Düll nicht sagen. Er spricht von einer „Verkettung unglücklicher Umstände“. Von einer Schulbuch-Krise möchte der Sprecher des Cornelsen Verlags nicht reden. Der Verlag ist einer der Marktführer bei bayerischen Schulbüchern. Er bestätigt, dass sich „Biologie 13 Einzelband Biospähre“ im Zulassungsverfahren befindet und „aktuell noch nicht lieferbar“ sei. Bei einer Reihe von Fächern ist die Zulassung von Schulbüchern verschiedener Verlage für die 13. Jahrgangsstufe noch nicht lange her. Lateinlesebuch: 4. August 2025. Mathematik „delta 13“: 5. August. Physik Westermann Bildungsmedien: 26. August. Politik und Gesellschaft: 15. September.

So tragisch sei es nicht, sagt Philologenverbands-Chef Schwägerl. Die Lehrer behelfen sich mit Kopien und Online-Materialien – den Lehrplan kennen sie ja. Laut Kultusministerium ist es auch erlaubt, eine digitale Version der ersten Kapitel bis zur Verfügbarkeit des gedruckten Schulbuchs zu verwenden. Düll sagt: „Ich habe die Hoffnung, dass einige Bücher bis Ende Oktober vorliegen.“DIRK WALTER

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