Verena Lühring aus Germering. © Klebetier
Eine kleine Beule auf der Stirn und ein weinendes Kind: Daraus entstand die Idee, die Verena Lühring in die Start-up-Welt führte. Ihre kleine Tochter war gegen eine Tischkante gestoßen und wollte das herkömmliche Kühlpad nicht auf die Stirn legen. Stattdessen zeigte sie auf die rosa Anti-Falten-Patches, die ihre Mutter trug. „Ich will so was!“, verlangte das Mädchen. Lühring klebte ihr kurzerhand ein Tier-Pflaster auf die Stirn. Das Kind lachte und lief weiter. „Da dachte ich: Warum gibt es so etwas nicht kindgerecht?“
Die Physiotherapeutin, Mutter von drei Kindern und Betreiberin einer eigenen Praxis, begann zu tüfteln. Fast zwei Jahre arbeitete sie mit ihrer Schwester, einer Biochemikerin, an der Entwicklung eines selbstkühlenden Pflasters in Tierform. Gemeinsam suchten sie nach den passenden Inhaltsstoffen, testeten Materialien und suchten einen Hersteller. Sie verbrachten viele Nächte mit Prototypen und Anpassungen. Seit April ist „Klebetier“ auf dem Markt – dermatologisch getestet, vegan und bislang hauptsächlich online sowie in ausgewählten Apotheken erhältlich. Auch Concept-Stores in Bayern und Drogerien in der Schweiz führen das Produkt inzwischen. Beim Start-up-Wettbewerb von Radio Gong präsentierte Lühring ihre Idee erstmals öffentlich und schaffte es unter die besten fünf.
„Das ist für mich ein Herzensprojekt“, sagt die 41-Jährige. Die Gründung finanzierte sie aus eigenen Mitteln. „Wir haben Rücklagen eingesetzt und auf vieles verzichtet.“ Neben dem Verkauf baut sie nun ein Vertriebsnetz auf, verhandelt mit Apothekenketten und Einzelhändlern. Das Pflaster soll Kindern helfen, Schmerzen und Schwellungen nach Beulen oder Impfungen zu lindern und natürlich trösten. „Die Schrecksekunde ist schlimm genug. Mit einem fröhlichen Tier auf der Stirn wirkt alles gleich weniger bedrohlich“, sagt Lühring. Kinderärzte in Starnberg und Berlin arbeiten bereits mit ihr zusammen. Eine Studie zur Wirksamkeit nach Impfungen ist in Planung.
Langfristig will sie eine Marke für moderne Erste-Hilfe-Produkte aufbauen, auch für Erwachsene. „Warum sollen Pflaster nach Sportverletzungen oder Operationen immer nur langweilig und hautfarben sein?“, fragt sie. Erste Designs für Erwachsene sind in Arbeit. Die Community auf Instagram darf bald mitentscheiden, welche Motive es geben soll. CARINA OTTILLINGER