Verteidigt die Bahn-Strategie: Ulrich Lange, Staatssekretär aus Nördlingen. © Astrid Schmidhuber
Es war eine Woche mit Höhen und Tiefen: Eigentlich wollte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) mit Evelyn Palla als neue Bahnchefin und Dirk Rompf als neuen Chef der mächtigen Bahntochter InfraGo ein Personalpaket präsentieren, das den Neuanfang symbolisiert. Doch Rompf sagte nach Widerstand der Gewerkschaft ab, und auch Palla wurde nur mit Gegenstimmen vom Aufsichtsrat nominiert. Der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Ulrich Lange (CSU), zur Woche der Wahrheit.
Die Wahl von Evelyn Palla wäre beinahe schiefgegangen. War es ein Fehler, die EVG nicht mit einzubinden?
Evelyn Palla ist unbestritten eine hervorragende Fachfrau, die nach einem intensiven Auswahlverfahren jetzt neue Chefin der Deutschen Bahn geworden ist. Ich habe viele Betriebsräte der EVG getroffen, und auch hier habe ich ausgesprochen positive Resonanz gehört. Es gibt keine Zweifel an der Personalie.
Bleibt Philipp Nagl nach dem Verzicht von Dirk Rompf jetzt Chef der DB InfraGo?
Ja.
Sie haben die Pünktlichkeitsziele für den Fernverkehr nach unten korrigiert, statt schon 2026 sollen erst 2029 70 Prozent der Fernzüge pünktlich fahren. Das klingt nach Kapitulation, oder?
Nein, das ist Ankommen in der Realität. Was wir doch alle nicht mehr hören können, sind Versprechungen aus dem DB-Konzern, die dann nicht mehr eingehalten werden. Was haben wir da schon alles vernommen. Die Pünktlichkeitswerte sollten laut DB bereits in 2026/2027 weiter auf 75, 80 Prozent gesteigert werden. Stattdessen ist die Pünktlichkeit weiter gesunken. Uns sind da seriöse, realistische Werte lieber.
An den Korridorsanierungen wird trotz Kritik festgehalten – oder gibt es noch Änderungen?
Ich habe bei Ihnen im Interview schon einmal von einem Jahrzehnt der Sanierung gesprochen. Die Korridorsanierungen sind notwendig. Angesichts der Vielzahl an Baustellen, die für die Sanierung notwendig sind, ist dabei ein gewisses Maß an Verspätungen unvermeidbar. Aber auch hier gibt es kein „Weiter so“. Wir haben die DB sehr schnell nach Amtsantritt das Konzept überarbeiten lassen. Weil auch dieses Konzept in seinem Umfang schlicht unrealistisch war. Wir sprechen seither nicht mehr von Generalsanierung wie ursprünglich gedacht, da wir nicht suggerieren wollen, dass es überall eine Sanierung von Kopf bis Fuß geben wird. Beispielsweise wird der Umfang der Digitalisierung der sanierten Strecken nicht so sein, wie wir uns das mal vorgestellt haben. Die Sanierung der Riedbahn Frankfurt–Mannheim 2024 ist keine Blaupause, die 1:1 übertragbar ist.
Was heißt das für die anstehenden Sanierungen in Bayern, 2026 Nürnberg–Passau, 2027/28 München–Salzburg?
Wir werden uns in aller Ruhe ansehen, wie wir da vorgehen. Nürnberg–Passau wird nächstes Jahr starten. Bezüglich München–Salzburg sind die Details noch nicht in Stein gemeißelt.
Es gibt vermehrt Sabotageakte, zuletzt in NRW und wohl auch in Magdeburg. Was kann die Politik da tun?
Wir haben ein wachsames Auge auf diese Sabotageakte und müssen schnell handeln. Wir bauen auf eine engmaschige Kontrolle der sicherheitsrelevanten Bahneinrichtungen durch mehr als 10 000 Sicherheitskräfte von DB und Bundespolizei und setzen dabei auch verstärkt auf moderne Überwachungstechnik. Klar ist aber auch: Eine 100-prozentige Kontrolle ist nicht möglich.