Das Führungsduo: Sebastian Roloff und Ronja Endres leiten die SPD künftig gemeinsam. © Armin Weigel/dpa
Landshut – Bayerns Sozialdemokraten haben eine fast komplett neue Spitze. Landeschefin Ronja Endres führt ab sofort gemeinsam mit dem Bundestagsabgeordneten Sebastian Roloff den leidgeprüften Landesverband an. Ebenfalls als Duo wurden die neuen Generalsekretäre Kathrin Pollack und Uwe Kirschstein gewählt. Zudem stattete SPD-Chefin und Arbeitsministerin Bärbel Bas dem Landesparteitag in Landshut einen Besuch ab wie auch der österreichische Vizekanzler Andreas Babler, der sich gern als „Marxist“ bezeichnet.
Vor dem Hintergrund von Stellenstreichungen in der Industrie forderte Bas eine klare Positionierung von Kanzler Friedrich Merz (CDU) zum Erhalt von Industriearbeitsplätzen. Industriearbeit sei nicht nur ein Selbstzweck, sondern auch ein Sicherheitsfaktor, betonte Bas. Sie sagte zu, die SPD bis März im bayerischen Kommunalwahlkampf zu unterstützen.
Bei der turnusmäßigen Neuwahl der Parteispitze erhielt Endres 86 Prozent der Stimmen, Roloff 74. Gegenkandidaten gab es keine. Die Generalsekretäre Pollack und Kirschstein, außerhalb der SPD bisher kaum bekannt, erhielten 86 bis 90 Prozent der 250 Stimmen. Roloff (42) ist in der SPD-Fraktion wirtschaftspolitischer Sprecher. Der gebürtige Berliner wird dem linken Flügel der SPD zugerechnet, er ist Mitglied des SPD-Bundesvorstands. Er räumte ein, die SPD habe „schlechte Kompetenzwerte“ und kündigte an, das zu ändern. Endres ist 39 Jahre alt und stammt aus Penzberg. Sie ist ausgebildete Chemielaborantin. Nach mehreren Jahren in der Oberpfalz ist sie vor einigen Monaten in ihre oberbayerische Heimat zurückgezogen.
Bis Mitte Juli 2024 hatte Endres gemeinsam mit Florian von Brunn die Bayern-SPD angeführt. Unter ihrer Verantwortung hatte die Partei bei der vergangenen Landtagswahl mit 8,4 Prozent ein historisch schlechtes Ergebnis eingefahren. In Umfragen arbeitete sich die SPD seither nicht aus der Krise heraus.
Deutliche Kritik, auch an Bas, kommt von jüngeren Politikern. Benedict Lang, seit anderthalb Jahren Landeschef der Jusos, spottete: „Die Worte hör‘ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“ Er fühle wenig von der nötigen Veränderung in der SPD. „Da draußen brennt die Welt, und die Leute spüren nicht, dass wir damit ein Problem haben.“ Anna Rasehorn, Fraktionsvize im Landtag, sagte: „Die Sonntagsreden hören wir hier seit Jahren.“ Die SPD setze in Berlin zu wenig durch. „Ich sehe immer nur, dass wir Kompromisse verteidigen“, während die Union gegen Sozialdemokraten hetze.CD/LBY