Skandal-Pfarrer wirft hin

von Redaktion

Hauzenberg: Priester bittet um Entlassung aus Kirchendienst

Hauzenberg – Er soll Jugendliche auf kirchlichen Fahrten mit Wodka versorgt und zum exzessiven Trinken animiert haben. Zudem habe er seine Stellung als Priester ausgenutzt, um Druck auf Kinder und Jugendliche auszuüben. Das Bistum Passau sprach von „geistlichem Missbrauch“ und suspendierte Ende März Alexander Aulinger, damals Pfarrer der niederbayerischen Gemeinde Hauzenberg. Nun will Aulinger sein Priesteramt aufgeben.

Dieser Schritt sei das Ergebnis eines langen inneren Ringens und zugleich die Konsequenz der Erfahrungen der letzten Monate, schreibt Aulinger in seinem Brief an den Passauer Bischof Stefan Oster, in dem er zum 1. Oktober um Laisierung bittet. Unter Laisierung versteht man in der katholischen Kirche, dass ein Priester seine Rechte und Pflichten als Kleriker verliert.

Der Fall um den Pfarrer von Hauzenberg begann Anfang des Jahres, als schwere Vorwürfe gegen den Priester laut wurden. Von Saufgelagen mit Schutzbefohlenen war die Rede und von gemeinsamem Duschen mit Jugendlichen. In der Gemeinde entbrannte daraufhin ein heftiger Streit zwischen Unterstützern und Kritikern des Pfarrers, der als charismatisch beschrieben wird und als einer, dem es gelungen war, die jüngere Generation wieder für die Kirche zu begeistern. Seine Kritiker hingegen sahen in Aulinger einen Mann, der seine Fangemeinde zu manipulieren verstand, um sich selbst zu schützen.

Auch Bischof Oster schaltete sich ein – mit einer im Internet veröffentlichten Rede, in der er im Sinne der Deeskalation um eine nüchterne Betrachtung der Sachlage bat, aber auch die Kritiker des Pfarrers verteidigte. Diese seien keineswegs „feige Denunzianten“ oder „böswillige Neider“. Nach der Suspendierung des Hauzenberger Pfarrers bestreikten die Ministranten den Gottesdienst, es gab Protestaktionen, und an die hundert Hauzenberger traten aus Solidarität zu Aulinger aus der Kirche aus.

Der Geistliche selbst hat sämtliche Vorwürfe stets zurückgewiesen. Die Staatsanwaltschaft, der das Bistum den Sachverhalt nach eigenen Angaben übergeben hatte, teilte mit, dass nach einem Vorermittlungsverfahren kein Anfangsverdacht für eine konkrete Straftat vorliege.

In seinem Kündigungsschreiben spart Aulinger nicht mit Kritik an seinem Bischof. Dessen Handeln habe wesentlich zu dem Bruch beigetragen. Er sei von Oster tief enttäuscht. Zu seiner Entscheidung schreibt Aulinger, dass die jüngsten Ereignisse ihm gezeigt hätten, dass „es an der Zeit ist, in Verantwortung vor Gott, der Kirche und mir selbst einen neuen Weg einzuschlagen“. Zugleich bedankte sich der Priester bei all den Menschen, die nach wie vor zu ihm stünden.

Vielleicht hat Aulinger schon Ideen für sein Leben nach dem Priestertum. Wie jetzt bekannt wurde, könnte er womöglich in Hauzenberg als Bürgermeisterkandidat für die Freien Wähler bei der nächstjährigen Kommunalwahl antreten. Laut PNP sei hier aber noch keine Entscheidung gefallen. Gegenwärtig soll der Noch-Priester einer von zwei Kandidaten sein.OSS

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