Als Adlernest wird die Tegernseer Hütte wegen ihrer exponierten Lage gerne bezeichnet.
Die neuen Wirte der Tegernseer Hütte Andreas Hauber (l.) und Sebastian Bailey. © Privat
München – Am letzten Samstag vor der Winterpause brauchen sie auf der Lamsenjochhütte im Karwendelgebirge Sitzfleisch. Okasn heißt das Ritual, das sie auf 1953 Metern jedes Jahr zum Saisonabschluss begehen, sagt Hüttenwirtin Katrin Stadler. Die letzten Übernachtungsgäste feiern mit Einheimischen, Stammgästen und den Wirtsleuten. „Mit Musik bis spät in die Nacht.“
Wie viele Hüttenwirte im Bereich des Alpenvereins München & Oberland bereitet sich auch Katrin Stadler gerade auf den Winterschlaf vor. Die Lamsenjochhütte ist noch bis zum 12. Oktober geöffnet. Am letzten Betriebstag werden die Wasserleitungen abgebaut, das Blockheizkraft stillgelegt und die Abwasseranlagen entleert. In der Hütte selbst werden Spülmaschinen, Waschmaschinen, Toiletten und Duschen winterfest gemacht. Und geputzt wird natürlich auch.
Schon jetzt überlegt die Wirtin genau, wie viele Lebensmittel sie noch einkauft, damit sie vollständig aufgebraucht werden. Gute Planung ist auf dem Berg immer wichtig, zum Saisonende besonders: „Kommt der Wintereinbruch zu früh, muss alles sehr schnell gehen“, sagt Katrin Stadler. Liege erst mal Schnee, ist es zu spät, und es könnte viel kaputtgehen. Ist die Hütte dann winterfest, hat die Hüttenwirtin natürlich immer noch Arbeit: Büro, Personalsuche und, und, und. Aber es bleibt auch Zeit für Erholung und Familie.
Darauf freuen sich auch die Wirte von der Tegernseer Hütte bei Kreuth (Kreis Miesbach). Sebastian Bailey und sein Partner Andreas Hauber haben ihre erste Saison fast hinter sich, sie haben noch bis zum 8. November täglich geöffnet. Bailey zieht eine positive Bilanz: „Es ist gut gelaufen“, sagt der Österreicher. Dabei ist die Arbeit auf der exponierten Hütte auf dem schmalen Plateau zwischen Ross- und Buchstein alles andere als einfach. Zweimal die Woche hinunterlaufen ins Tal, Einkaufen fahren, Essen und Getränke nach oben transportieren, die letzten 400 Höhenmeter per Materialseilbahn. Aber Bailey und Hauber kennen das Geschäft. Bevor sie die Nachfolge des Vorgängers angetreten haben, arbeiteten sie jahrelang für ihn auf der Hütte. Besonders freut es Bailey, dass so viele nette Gäste gekommen sind. „Wir hatten ein sehr angenehmes Publikum.“ Ärger? Gab es kaum.
Auch die Pächter des Rotwandhauses, Patrick Rofaeil und Claudia Litla, sind zufrieden mit ihrer ersten Saison in den Bergen. Vor der Wiedereröffnung am 20. Juni war das Haus quasi leer. Zuvor hatte der bisherige Pächter massive Schwierigkeiten mit der Wasserversorgung. Weil das Wasser keimbelastet war, sogar Rotaviren gefunden wurden, musste die Hütte vorübergehend geschlossen werden. Mit den neuen Wirten kam der Neustart. „Sogar zwei Tonnen Geschirr mussten wir bestellen“, sagt Rofaeil. Auch in die gemütliche Ausstattung der Hütte haben die beiden investiert. Aber die eigentliche Arbeit kam mit den Gästen. „Ich stehe meistens um 4 Uhr morgens auf und gehe nicht vor 22 Uhr schlafen“, sagt Rofaeil. Das Pensum sei schon sehr hoch – „auch, weil wir über zehn Monate im Jahr geöffnet haben“. Am 23. November ist Schluss, dann fliegt das Paar, das zwei erwachsene Kinder hat, erst mal in die Dominikanische Republik – „einfach mal nichts machen“.
Viele Hütten schließen – aber in den Bergen geht es in die nächste Saison. Deshalb bieten einige Hütten des Alpenvereins München & Oberland Winterräume als alpine Schutzräume an. Sie dienen, so der Alpenverein, in erster Linie der Notunterkunft, können aber auch bei geplanten Ski- oder Schneeschuhtouren genutzt werden. Der nötige Alpenvereinsschlüssel könne in den Servicestellen ausgeliehen werden. Für die Lamsenjochhütte und die Falkenhütte gilt das Angebot nicht. CAZ/GW