Schon wieder Drohnen-Alarm

von Redaktion

Flughafen erneut lahmgelegt: Viele Passagiere gestrandet

Drohnen verboten: Von diesem Hinweisschild am Flughafen lassen sich die unbekannten Täter nicht abschrecken.

Auf Drohnen-Jagd mit Laser? Diese Fahrzeuge standen am Flughafengelände.

München – Nicole Schmalfuß ist fassungslos. Eigentlich wollte sie nach Catania fliegen. Doch nun muss sie am Flughafen München übernachten: „Wir saßen im Flugzeug und haben das live mitgekriegt, dass wir nicht starten konnten“, berichtet sie. „Zum einen macht es mir natürlich Angst“, sagt sie. „Zum anderen bin ich echt stinkend sauer auf den Typen, der das macht oder die, weil ich überhaupt nicht verstehe, warum.“ Sie fühlt sich schlecht informiert. Auch Beatrice aus Salzburg, die nach Spanien reisen wollte, klingt verstört: „Eine Ungewissheit ist nie angenehm.“ Auch sie verbringt die Nacht am Terminal.

Erneutes Drohnen-Chaos am Flughafen München: Am Freitagabend stellte die Deutsche Flugsicherung den Flugbetrieb gegen 21.30 Uhr ein. Rund 81 Flüge sowie rund 6500 Passagiere waren betroffen. Die Flugsicherung reagierte damit auf Sichtungen. „Bei einem Verdacht auf Drohnensichtung hat die Sicherheit der Reisenden oberste Priorität“, betonte der Flughafen in einer Pressemitteilung. Zunächst schränkten die Verantwortlichen den Flugbetrieb nur ein, bevor sie ihn vollständig stoppten. Die Bundespolizei bestätigte zwei Drohnensichtungen kurz vor 23 Uhr. Die Drohnen entfernten sich sofort, noch vor einer Identifizierung. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf. Die Folgen waren gravierend: 23 ankommende Flüge wurden umgeleitet, zwölf weitere Flüge nach München annulliert. 46 Abflüge wurden annulliert oder auf Samstag verschoben. Viele gestrandete Reisende mussten die Nacht am Flughafen verbringen.

Es war der zweite Drohnenvorfall in zwei aufeinander folgenden Tagen. Wie berichtet, legten Drohnen bereits am Donnerstagabend den Flugverkehr in München lahm. 17 Flüge konnten nicht mehr starten, gut 3000 Passagiere waren betroffen. 15 ankommende Flüge mussten umgeleitet werden. Am Freitag lief der Flugverkehr dann zunächst wieder an.

Die Meldeketten zwischen Flugsicherung, Flughafen und Behörden griffen sofort, betonte der Flughafen. Die Verantwortung für Detektion und Abwehr von Drohnen liege bei Bundes- und Landespolizei. Welche Rolle ein am Flughafen befindliches Fahrzeug der Bundespolizei mit der Aufschrift „Laser“ spielte, bleibt unklar. „Zu dessen Fähigkeitsspektrum“ könne die Bundespolizei „aus einsatztaktischen Gründen keine näheren Auskünfte erteilen“, teilte ein Sprecher gegenüber unserer Zeitung mit. In beiden Nächten sorgte der Flughafen in Zusammenarbeit mit Airlines für eine Versorgung der Passagiere. Auch Ehrenamtliche packten mit an. Helfer stellten Feldbetten auf, reichten Decken, Getränke und Snacks. Viele Shops und gastronomische Einrichtungen verlängerten ihre Öffnungszeiten. Die REWE Region Süd etwa reagierte in der Nacht zu Samstag auf eine Anfrage des Katastrophenschutzes des Landkreises Erding. Und lieferte über 18 600 Flaschen Mineralwasser, rund 10 000 Backwaren und gut 9000 Stück Obst.

Doch der Spuk ging noch weiter: Laut Flughafen hat sich der Flugbetrieb auch am Samstag nach „weiteren Drohnensichtungen“ am frühen Morgen verzögert. „Der Flugbetrieb wurde schrittweise hochgefahren und stabilisierte sich im Laufe des Nachmittags.“ Passagiere wurden gebeten, sich vor Reiseantritt bei ihrer Airline über den aktuellen Status zu informieren. Von den am Samstag geplanten über 1000 Starts und Landungen hätten die Airlines im Tagesverlauf „aus operativen Gründen rund 170 Flüge annulliert“. Am Sonntag sei der Flugbetrieb pünktlich gestartet. Vereinzelt sei es noch zu Nachwirkungen gekommen.

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) kündigte weitere Maßnahmen in der Drohnenabwehr an. „Wir haben heute schon Fähigkeiten, wollen sie aber deutlich ausbauen“, sagte er am Rande des Migrationsgipfels der EU-Innenminister am Samstag in München. Nicht jede Sichtung stelle immer eine Bedrohung der Spionage oder Sabotage dar. Dennoch müsse sich Deutschland dem Wettrüsten stellen, um resistenter zu werden. Nach den Störungen am Flughafen leistet die Bundeswehr im Übrigen dort nun Amtshilfe bei der Überwachung, „mit der Fähigkeit der Drohnendetektion“, wie eine Sprecherin der Bundeswehr sagte.MAR/DPA/VIF

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