Hilfe für die Familien kranker Kinder: Bruder Thomas Abrell zeigt ein Bild, dass Kinder einmal für das Projekt Omnibus gemalt haben. © Astrid Schmidhuber
München – Neulich gab es für Thomas Abrell einen dieser Momente, in denen er kurz innehalten musste. Er war gerade dabei, Einladungen zur Jubiläumsfeier an die Spender zu verschicken, die das Projekt Omnibus unterstützen. Auf eine seiner E-Mails bekam er als Antwort nicht nur eine Zu- oder Absage – sondern eine längere Nachricht. Geschrieben von einer Mutter. Sie war mit der Stiftung in Kontakt gekommen, als ihr Sohn fünf war und schwere Epilepsie-Anfälle hatte. Er wurde tagelang am Haunerschen Kinderspital in München behandelt. Und weil es damals schon das Projekt Omnibus gab, konnte seine Mutter auf der anderen Straßenseite in den Räumen der Stiftung übernachten und musste nicht immer den weiten Heimweg auf sich nehmen. Sie bekam die Unterstützung, die diese schweren Tage ein kleines bisschen leichter machte. Das hat sie dem Team der Stiftung und dem Franziskaner-Orden, der dahintersteht, nie vergessen. „Heute ist mein Sohn 29 und Wirtschaftsingenieur“, schrieb sie in ihrer Mail. Bruder Thomas lächelte, als er die Geschichte las. Meistens erfahren er und seine Kollegen nicht, wie es für die Kinder und ihre Familien weitergeht.
Das Projekt Omnibus gibt es in München seit 40 Jahren. Gegründet wurde es von dem Franziskaner Michael Först. Der war 1985 Krankenseelsorger am Kinderspital und erlebte oft mit, in welche Notlage Eltern kamen, wenn sie ihre kranken Kinder nicht lange in der Klinik allein lassen wollten, aber in München kein Hotel bezahlen konnten. Först lebte damals in einer Wohnung gegenüber der Klinik, weil er den Patienten nahe sein wollte. Er nahm die Eltern kostenlos dort auf. Aus der Wohnung wurden bald zwei, dann sechs. Mittlerweile gibt es 30 Betten, das Projekt ist eine eigene Stiftung. Michael Först lebt nicht mehr – aber sein Projekt ist noch so bedeutsam wie damals. „Über 7000 Menschen können wir jedes Jahr hier aufnehmen“, sagt Bruder Thomas.
Es gibt in den Räumen am Goetheplatz Einzel- und Mehrbettzimmer, Waschmaschinen, eine Teeküche und einen großen Tisch, an dem die Eltern zusammen frühstücken können, wenn sie möchten. Viele sind nicht nur dankbar, dass sie sich weite Anfahrtswege sparen, während ihr Kind in der Klinik ist, sagt Bruder Thomas. „Auch der Austausch mit Eltern in einer ähnlichen Situation tut vielen gut.“ Manchmal sind alle Betten belegt und es gibt eine Warteliste, manchmal haben Familien Glück und es ist gerade etwas frei. „Wir haben immer nur ein Einzugsdatum“, sagt Bruder Thomas. Manchmal werden die Kinder schnell wieder gesund, manchmal schaffen sie es nicht, ihre Krankheit zu besiegen. Die Eltern dürfen bleiben, so lange es nötig ist. Unabhängig von Herkunft, Religion oder Vermögen. Die Übernachtungen sind kostenlos. Nur Münchner kann die Stiftung nicht aufnehmen – die Betten sind für Eltern mit weiten Anfahrtswegen gedacht. Die Familien kamen schon bis aus Kasachstan oder Syrien. Deshalb stehen auch Wörterbücher in etlichen Sprachen im Regal – hin und wieder werden sie gebraucht.
Morgen feiert die Stiftung mit ihren Unterstützern den 40. Geburtstag des Projekts Omnibus. Am 12. Dezember ist in der Klosterkirche St. Anna außerdem ein Adventskonzert geplant, zu dem alle Interessierten eingeladen sind. Bruder Thomas freut sich auf die Begegnungen. Wahrscheinlich wird er dann von noch mehr Familien erfahren, wie die Geschichten der Kinder weitergegangen sind. Das Projekt wird es hoffentlich auch 40 weitere Jahre noch geben. Wenn auch vielleicht irgendwann an einem anderen Standort. Denn die Kinderklinik zieht 2030 nach Großhadern um. „Wir hoffen, dass wir vor Ort eine gute Lösung finden“, sagt Bruder Thomas. Damit Eltern auch künftig so viel Zeit wie möglich am Krankenbett ihrer Kinder verbringen können.
Mehr Informationen
zum Projekt Omnibus und zum Spendenkonto gibt es unter omnibus.franziskaner.de.