München – Es rummst rund um Hubert Aiwanger: In scharfen Worten verteidigt sich der Freie-Wähler-Chef und Wirtschaftsminister gegen geballte Kritik an seiner Arbeit – von Gewerkschaften und aus der CSU.
In einem ungewöhnlichen Schritt hatten die Chefs von DGB und IG Metall diese Woche öffentlich Aiwangers Arbeit als Minister kritisiert. Tenor: Er kümmere sich trotz tiefer Krise zu wenig, ergehe sich in Showveranstaltungen und lahmen Briefen nach Berlin. Die Gewerkschafter hoben ausgerechnet die früheren CSU-Minister Otto Wiesheu und Ilse Aigner als Vorbilder heraus und teilten mit, in der Staatskanzlei fühlten sie sich besser aufgenommen als bei Aiwanger. DGB-Chef Bernhard Stiedl, dem keine Urnähe zur CSU nachgesagt wird, traf sich am Mittwoch demonstrativ freundlich mit der gesamten CSU-Landtagsfraktion.
Aiwanger konterte über Twitter, die SPD-nahe Gewerkschaft solle sich besser fragen, wieso sie bei Bürgergeld und Verbrennerverbot Reformen behinderte: „Fragt bitte mal bei den Arbeitern der Autoindustrie, ob die sich bei euch noch ,gut aufgehoben fühlen‘.“ Die Krise der Industrie sei der „linken, wirtschafts- und unternehmerfeindlichen Bundespolitik der letzten Jahre“ zu verdanken, so Aiwanger.
Zornige Worte gibt es auch zwischen dem Minister und seinem Koalitionspartner CSU direkt. Vor allem der frühere CSU-Chef Erwin Huber (79) greift seit Wochen in mehreren Interviews Aiwanger frontal an. Diese Woche verspottete er ihn im „Stern“ als „Trittbrettfahrer“, neulich stellte er ihn direkt in AfD-Nähe. Huber wirbt in der CSU dafür, sich Koalitionen mit den Grünen nicht zu verschließen.
Das kommt zu einer sensiblen Zeit. Aiwanger hatte im September überraschend offen ausgesprochen, die Koalition mit der CSU über 2028 hinaus fortsetzen zu wollen. Gleichzeitig stehen sich CSU und Freie Wähler bei der Kommunalwahl im März 2026 in fast allen bayerischen Regionen als Gegner innerhalb des bürgerlichen Lagers gegenüber.
Dem Freie-Wähler-Chef platzte gestern offenkundig der Kragen. Dem „lieben Erwin“ schrieb er öffentlich, er geriere sich, als habe er „einen Werksvertrag mit der AfD“, wenn er der CSU nahelege, für Koalitionen mit den Grünen links abzubiegen. Aiwanger spottet auch über Hubers jüngst abgeschlossenes Philosophie-Studium. „Ach ja, Erwin, wenn Du immer über die Freien Wähler schimpfst: Bitte nicht vergessen, dass Du in den letzten Jahren nur deshalb gratis studieren konntest, weil die Freien Wähler gegen den Willen der CSU die Studiengebühren abgeschafft haben.“ Zu allem Übel sei Huber beim Studieren wohl „in linke Kreise geraten“ – „ich hoffe nicht, dass Du bald bei der Antifa auftauchst“.C. DEUTSCHLÄNDER