Boxkämpfe im Schulkeller

von Redaktion

Geheime Faust-Duelle am Gymnasium Geretsried – Direktor reagiert

Das Gymnasium Geretsried war Schauplatz der geheimen Boxkämpfe. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Im Keller des Gymnasiums in Geretsried kämpften heimlich Unterstufen-Schüler gegeneinander – angefeuert von vielen älteren Schülern. © Privat

Geretsried – Die Kämpfe fanden heimlich statt. Im Keller unter der Mensa trafen sich die Boxer und ihre Fans. In den Ring stiegen Schüler aus der fünften oder sechsten Klasse. Und drumherum jubelten ihnen ihre älteren Mitschüler zu. Einige sollen sogar Wetten platziert haben. Am Geretsrieder Gymnasium hat sich in den Wochen vor den Sommerferien ein besonderer Kampfclub im Keller gegründet. „Das war die Attraktion überhaupt“, erzählt Andreas P. (Name geändert) unserer Zeitung. Als die Schulleitung Wind davon bekam, wurde der Treff beendet. Es gab Verweise und eine umfangreiche Aufarbeitung.

Ein Kreis aus jubelnden Menschen umringt in einem Video die zwei Boxer. Recht wild versuchen die beiden Jungen sich zu schlagen. Sie dürften etwa elf Jahre alt sein. Ihnen jubeln fast 70 Jugendliche zu – die meisten sind deutlich älter als die Kämpfer. Es scheint wie eine Szene aus einem Film, was ein Schüler mit seinem Handy in einem Raum im Schulzentrum Geretsried gefilmt hat. Eine harmlosere Version von Fight Club vielleicht.

Schüler von der fünften bis zur zwölften Klasse schlichen sich während der Pausen in den Raum unter der Mensa, erzählt ein Jugendlicher. Dort schauten sie den Unterstufenschülern beim Boxen zu. Einige wetteten wohl Geld auf die Boxer, erinnert sich einer. „Es gab sogar Coaches.“ Organisiert wurden die Kämpfe offenbar über die Sozialen Medien. Dort hätten sich Unterstufenschüler, die kämpfen wollten, bei den Ausrichtern gemeldet. Die Coaches, die auswählten und Tipps gaben, hätten teilweise selbst Kampfsport-Erfahrung gehabt.

Die Jungen kämpften mit richtigen Boxhandschuhen, allerdings nach recht eigenen Regeln: Schläge waren den Boxern genauso erlaubt wie Tritte. In einer Aufnahme ist zu sehen, wie die Kämpfer zu Boden gehen, liegend aber weiter aufeinander einschlagen. Von der jubelnden Schülertraube greift lange niemand ein. Die Jugendlichen feuern weiter an. Einige springen auf und ab. Die Jungs in den Videos sind voller Adrenalin. Mehrere Aufnahmen liegen unserer Zeitung vor. Sie zeigen dieselben beiden Kämpfer, aber zu unterschiedlichen Zeitpunkten.

Und die Schule? Die hat laut dem Schüler P. sehr lange nichts davon mitbekommen. Bis ein Video auf Instagram kursierte. Ein Junge teilte eine Aufnahme vom geheimen Kampf in seiner Instagram-Story. Schulleiter Thomas Wendl bestätigt auf Nachfrage unserer Zeitung: „Entsprechende Aufnahmen wurden auf Sozialen Medien weiterverbreitet.“ Lehrkräfte seien darauf aufmerksam gemacht worden. „Alle hatten richtig Muffensausen“, erinnert sich P. „Da gingen panische Nachrichten rum, mit der Aufforderung, dass man die Videos am besten direkt löschen sollte.“

Die Schule griff durch. In einem Elternbrief erklärte Wendl, was passiert war. „Seitens der Schulleitung haben wir den Vorfall sehr ernst genommen.“ Es gab „eingehende Gespräche“ mit vielen beteiligten Schülern und deren Eltern. Außerdem seien „in der Folge auch Ordnungsmaßnahmen ausgesprochen“ worden. Andreas P. erinnert sich daran, dass einige Verweise verteilt wurden. Wendl: „Wir verabscheuen jegliche Anwendung von Gewalt.“ Er sieht den Schutz des Schulfriedens sowie der Schülerinnen und Schüler als höchste Priorität an.

Wendl berichtet von lediglich zwei Jungen, die dort gekämpft haben. „Die körperliche Tätlichkeit der beiden Schüler als auch das Verhalten der umstehenden Schüler hat viele Mitglieder unserer Schulgemeinschaft und auch mich persönlich sehr irritiert.“ Die Aufarbeitung sei erfolgreich gewesen. Sein Eindruck: Die Schüler hätten schnell ein Bewusstsein für ihr Fehlverhalten entwickelt, er spricht von einem Lernprozess – auch in Hinblick auf den Umgang mit digitalen Medien. „Damit ist aus unserer Sicht die pädagogische Aufarbeitung des konkreten Vorfalls aus dem letzten Schuljahr an unserer Schule abgeschlossen.“ DOMINIK STALLEIN/PAN

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