Damian R. (39) steuerte das Unglücksschiff. © SIGI JANTZ
Themo T. geriet in die Schiffsschraube.
Es sollte ein traumhafter Segelurlaub in Kroatien werden und endete in einer Katastrophe. Nahe der Stadt Seget Donji bei Split ereignete sich der tragische Unfall. © IMAGO/Harald Dostal
München – Ihr Urlaub versprach ein wahres Segelparadies. Doch für Themo T. (26†) endete ein Kroatien-Trip tödlich: Der junge Manager war von Bord eines Segelschiffes gesprungen und später in die Schiffsschraube geraten. Für Amtsrichter Thomas Müller „ein sehr tragischer Fall“. Denn der Tod von Themo T. war nicht nur äußerst grausig, sondern hätte womöglich auch verhindert werden können. Vor Gericht wurde der Fall aus dem August 2020 nun aufgearbeitet.
Angeklagt ist Damian R. (39). Er war damals der Schiffsführer, der mit sechs Freunden in See gestochen war – eine Woche lang machten sie gemeinsam Urlaub, als es nahe der Stadt Seget Donji zu dem tragischen Todesfall kam. „Aus Spaß“ sei Themo T. bei voller Fahrt von Bord des Schiffes gesprungen, erklärte Staatsanwältin Simona Müller – die Aktion sei „plötzlich und ohne Ankündigung“ auf dem offenen Meer geschehen, nahe der Insel Solta. „Wir waren alle geschockt“, sagt Damian R. – denn vor der Gruppe lag noch eine Stunde Fahrt. Laut Anklage wendete R. das Segelboot und fuhr in Richtung von Themo T., um ihn wieder an Bord zu holen. Doch die anschließende Bergung ging schief. Denn der Kapitän soll den Rückwärtsgang eingelegt haben, als T. nah am Schiff war. Und: Er verließ seinen Posten. Währenddessen wurde T. durch den Sog „unter das Boot gezogen und zwischen Bootsunterseite und Propeller eingeklemmt“, sagte Staatsanwältin Müller. Der Propeller habe den jungen Manager schwer verletzt, er war unter Wasser eingeklemmt und erstickte.
Unter Tränen gestand Damian R. die Vorwürfe grundsätzlich, schildert den Verlauf aber anders. „Ich hatte einen Freund gebeten, mir zu helfen, das Beiboot zur Bergung ins Wasser zu lassen.“ Angeblich sei der Motor im Leerlauf gewesen. Doch plötzlich gab es „einen lauten Schlag, der Motor ging aus. Sekunden danach sahen wir die Blutlache“, so Damian R. Ein Gutachter belastet ihn schwer: Demnach sei der Motor noch an gewesen – und im Rückwärtsgang. „Das muss man doch hören“, rügte der Richter, selbst erfahrener Seemann. Er sagte auch: „Sie hätten ein Crewmitglied einteilen müssen, das den über Bord gegangenen Mann beobachtet.“ Laut Gutachten hätte der Tod klar verhindert werden können.
Fragwürdig waren auch die Rettungsbemühungen im Anschluss. Zwar hatte sich Damian R. beim Vater des Verunglückten telefonisch gemeldet – gegen 11.45 Uhr. Doch nachweislich ging der Notruf bei der Polizei in Split erst gegen 12.20 Uhr ein. Damian R. fand dafür keine Erklärung, sagte nur: „Ich war zum ersten Mal in so einer Situation und habe sicher nicht alles richtig gemacht.“ Er gestand ein, dass er an Bord auch Drogen gesehen habe. Unklar bleibt, welche Rolle das bei dem Unglück spielte. Kurios: Zunächst war das Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung vorübergehend eingestellt, wurde später aber wieder aufgenommen. Erst gestern, mehr als fünf Jahre später, kam es zum Prozess – auch weil Damian R. einen Strafbefehl über 180 Tagessätze nicht akzeptieren wollte. Entsprechend schwierig war es nach dieser langen Zeit für die Zeugen des Unglücks, sich zu erinnern.
Bis Redaktionsschluss stand gestern noch kein Urteil fest. ANDREAS THIEME