Jonathan Coenen, Rhiannon Moutafis und Sybille Krafft (v.l.). © Sabine Hermsdorf-hiss
Kindheit in Föhrenwald: Rachel und Borys Salamander vor ihrem Haus in der New Jersey Street. Ihre Familie kam 1951 ins jüdische DP-Lager und zog 1956 nach München. © epd
Wolfratshausen – Föhren ist ein anderes Wort für Kiefern. Inzwischen ist die Baumart rar, aber die Nazis nannten ihre Siedlung für die Rüstungs- und Zwangsarbeiter der Geretsrieder Munitionsfabriken noch Föhrenwald. Nach dem Krieg machten die Amerikaner sie zu einem Lager für jüdische „displaced persons“. Rund 5000 Menschen fingen hier ein neues Leben an. So wie Rachel und Borys Salamander. Sie kamen 1951 als Kinder ins DP-Lager und wohnten in der New Jersey Street. Bald hieß Föhrenwald Waldram, und die Straßen trugen amerikanische Namen.
Am Samstag treffen sich hier im Ortsteil von Wolfratshausen Zeitzeugen aus aller Welt sowie hochrangige politische und religiöse Vertreter zu einem Erinnerungszug. Ein Bürgerverein bringt Überlebende, Nachfahren und heutige Bewohner im Projekt „Die Rückkehr der Föhrenwalder“ zusammen. Seit 2018 lädt dieser schon in die Dokumentationsstätte Badehaus. Jetzt stehen zum 80. Jahrestag der Gründung des DP-Lagers zwei Großveranstaltungen an. „Die Idee kam uns im Mai vergangenen Jahres bei Zeitzeugengesprächen in Israel“, sagt Projektleiter Jonathan Coenen, Vize-Vorsitzender des Badehausvereins. Die Uhr tickt, Zeitzeugen werden weniger – „und sie müssen auch die Kraft haben, noch einmal zu uns zu kommen“, sagt die Vorsitzende Sybille Krafft.
Rund 200 Personen mit direktem Bezug zum ehemaligen DP-Lager Föhrenwald bekamen eine persönliche Einladung – samt Angehöriger in Deutschland, Israel, Amerika, Kanada und Australien. 50 Ehrenamtliche sind am kommenden Wochenende im Einsatz – für Technik, Ordnungsdienst, Catering, Dolmetschen und Shuttle-Service. Der einstündige Erinnerungszug führt durch das ehemalige Lager. Auf 170 Tafeln finden sich Fotos und Biografien der Männer und Frauen, die hier nach dem Holocaust temporär Zuflucht fanden.
Beim internen Festakt am Sonntag wird auch Rachel Salamander, Vorsitzende des Münchner Vereins „Synagoge Reichenbachstraße“, erwartet. Ebenfalls zugesagt haben Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und Freising, die bayerische Kultusministerin Anna Stolz, sowie Bayerns Antisemitismusbeauftragter Ludwig Spaenle.CCE/EPD