Gerd Veit und Sybille Fleck leiten die „Leseratten“.
Jedes dritte Kind in Deutschland bekommt von seinen Eltern nicht vorgelesen – weder spannende Märchen noch eine Gutenachtgeschichte. Zu diesem Ergebnis kommt der Vorlesemonitor, eine jährliche Studie zum Leseverhalten in Familien mit Kindern. „Katastrophal“, findet Gerd Veit. Zusammen mit Sybille Fleck leitet er in Weilheim den Verein Leseratten-Pfaffenwinkel. Und der hat sich der Aufgabe verschrieben, dieser weit verbreiteten Vorlese-Trägheit entgegenzuwirken. Die 35 Mitglieder nehmen das Heft dafür selbst in die Hand – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.
Regelmäßig veranstalten die Leseratten, die es seit mittlerweile 16 Jahren gibt, vor allem in Kindergärten und Schulen Vorlesestunden. Freilich, dicke Romane kommen bei den Drei- bis Sechsjährigen nicht auf den Tisch. Bei den Kleinsten geht es mit Bilderbüchern los. In der Grundschule geht schon etwas mehr, erzählt Veit und berichtet schmunzelnd von Schulkindern, die den Vorlesern stets mit großen Augen lauschen. „Die sind immer sehr gespannt“, sagt er. Doch nicht nur der Nachwuchs hat seinen Spaß. Aus manchen Kinderbüchern könne selbst er noch etwas lernen, gesteht der Vorsitzende und lacht. Am Ende profitieren also Groß wie Klein von den Vorlesestunden.
Momente wie diese waren Veits Motivation, die Leseratten nach der Corona-Zeit wieder aufleben zu lassen. Trotzdem haben er und sein Team damals einige aktive Vereinsmitglieder verloren. Allerdings gibt es auch zwei neue Interessierte, die das Team künftig verstärken könnten. Derzeit zählt der Verein ein halbes Dutzend aktive Vorleser. Die E-Mail mit der Nominierung für den bayerischen Heimatpreis kam für Veit übrigens „ziemlich überraschend“. Mittlerweile hat sich der anfängliche Unglaube aber in große Freude verwandelt, berichtet er. Zusammen mit Sybille Fleck und einem weiteren Mitglied der Leseratten nahm Gerd Veit den Preis gestern entgegen.FLORIAN ZERHOCH