Gerettet nach eisigen Nächten

von Redaktion

Ein Bergsteiger am Gipfel der Kramerspitz. In dem steilen Gelände stürzte die Frau ab. © pa

Garmisch-Partenkirchen – An der Nordseite des Kramers ist es nachts zu dieser Jahreszeit eisig kalt, die Temperaturen liegen teilweise im Minusbereich. Eine 58-Jährige aus dem Landkreis Starnberg hat drei Nächte lang schwer verletzt in der Kälte ausgeharrt. Sie war am Montag abgestürzt und in einem steilen Wassergraben liegen geblieben. Einen Notruf konnte sie nicht mehr absetzen. Erst am Donnerstag meldeten ihre Angehörigen sie als vermisst. Die Bergwacht Garmisch-Partenkirchen rückte daraufhin mit Unterstützung der Polizei sofort zu einem Großeinsatz aus.

Tim Bukenberger koordinierte den Einsatz vom Tal aus. „Wir wussten, dass die Wahrscheinlichkeit nicht groß ist, die Frau nach drei Nächten mit Minustemperaturen lebend zu finden“, sagt er. Dazu kam, dass die Bergwachtler es mit einem riesigen Einsatzgebiet zu tun hatten, in dem es etliche steile Abhänge gibt. „Wir hatten nur einen Anhaltspunkt, wo die Frau sich aufgehalten hatte“, berichtet der Einsatzleiter. Rund um den Gipfel des Katzenkopfs rückten insgesamt fünf Suchtrupps aus. Ein Team startete nur 200 Meter von dem Graben entfernt, in dem die verletzte Frau lag. Gefunden hat sie aber letztlich ein anderer Bergwachtler. „Ein Riesenzufall“, sagt Tim Bukenberger. „Die Wahrscheinlichkeit war etwa so groß wie ein Sechser im Lotto.“

Die Einsatzkräfte hatten etliche Steige abgesucht. Einer der Retter entdeckte die Frau schließlich in einem Graben abseits der Wanderwege. Sie war noch ansprechbar. Mit schweren Verletzungen an den Armen und Beinen und stark unterkühlt wurde sie in ein Krankenhaus gebracht.

Die 58-Jährige war allein im Kramer-Gebirge unterwegs. Die Bergtour oberhalb von Garmisch-Partenkirchen ist beliebt – aber nichts für Anfänger. Bis zum Gipfel sind es knapp 1200 Höhenmeter. Das Gelände ist durchzogen von vielen steilen Steigen. Die Frau sei für diese Tour gut ausgerüstet gewesen, berichtet der Einsatzleiter. Auch Erfahrung hatte sie offenbar, laut ihrer Familie war sie schon häufiger in dem Gebiet unterwegs. „Sie hat großes Glück gehabt, dass wir sie gefunden haben“, sagt Tim Bukenberger. In dem riesigen Gebiet war es wie eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen, betont er. Doch Einsätze wie diese seien für ihn und seine Kollegen auch die beste Motivation, nie etwas unversucht zu lassen – auch wenn die Rettungschancen gering sind. Manchmal gibt es ihn eben doch, den Sechser im Lotto.

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