Bis 2037 soll die S-Bahn eine weitere Röhre erhalten. Hier die Baustelle an der Donnersbergerbrücke. © Peter Kneffel/dpa
Eine Simulation der unterirdischen S-Bahn-Station „Ostbahnhof“. © DB
München – Über neun Jahre nach dem Baubeginn für die 2. Stammstrecke wird nun endlich an allen Ecken und Enden gebaggert: Am Montag feierte die DB den Spatenstich für die Megaröhre im Münchner Osten. Dort, wo einst die Autoreisezuganlage stand, soll ein neuer Tiefbahnhof Ost für die 2.Stammstrecke entstehen. Wieder ist es „ein Meilenstein“, diese oft bemühte Floskel bei dem Langzeitprojekt fiel auch gestern.
„Es ist ein ganz besonderer Moment“, dem er „mit positiver Anspannung und Aufregung“ entgegengeblickt habe, sagt DB-Bauleiter Kai Kruschinski. Die Bahn hatte extra ein Zelt aufgebaut, um in einer Art Festakt den Spatenstich symbolisch zu feiern. Während nebenan an Gleis 14 eine Diesellok der Südostbayernbahn brummte, gab es innen im Zelt Reden. Es herrschte eine positive Grundstimmung, denn endlich geht es voran. Das Projekt hatte sich wegen Umplanungen ziemlich verzögert. Erst wollte die Bahn den neuen Tiefbahnhof auf der Innenstadtseite beim Orleansplatz bauen. Jahrelang Behinderungen an den umliegenden Verkehrsachsen wären die Folge gewesen, auch wegen der damals an Straßenkreuzungen geplanten Rettungsschächte.
Nun entsteht der Bahnhof auf der anderen Seite, an der Friedenstraße. Hintergedanke bei der Umplanung, die nun auch schon wieder einige Jahre zurückliegt: Dadurch wäre das neue Münchner Konzerthaus auf kurzem Wege mit der S-Bahn erreichbar gewesen. Wäre – denn der Musentempel liegt bekanntlich derzeit auf Eis. Der Bahnhof aber werde kommen, versicherten gestern alle Beteiligten. „Ich freue mich, dass es vorangeht“, sagte Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU), der sich nach den Reden eine Schutzweste und den Bauhelm überzog und zum Spaten griff. Zusammen mit Kruschinski, Heike Junge-Latz von der DB InfraGO sowie Frank Abel vom Baukonsortium Hochtief/Implenia warf er dann schwungvoll Sand in die Höhe.
Es sind nicht einfach zwei Röhren und ein Bahnhof, die nun im Osten entstehen. Vielmehr ist es ein Verkehrsprojekt mit Tunneln, Abzweigungen, Stollen und Schächten. Ein Großprojekt ist dabei zum Beispiel eine neue Bahnunterführung für Fußgänger, die von der Friedenstraße (Höhe Grafinger Straße) bis zum gegenüber liegenden Ende (Münchner Bank) führen wird und somit das gesamte Gleisfeld des Ostbahnhofs unterquert. Vom Ostbahnhof werden ferner die beiden Tunnelröhren und ein Rettungsstollen in der Mitte unter der Isar knapp drei Kilometer bis Marienhof und 500 Meter in die andere Richtung bis nach Berg am Laim vorangetrieben. Dazu werden Tunnelbohrmaschinen eingesetzt.
Technisch am schwierigsten werde aber die geplante unterirdische Abzweigung, erläuterte Markus Springer, bei der Bahn technischer Leiter für den Projektabschnitt Ost. Zwischen Ostbahnhof und Rosenheimer Platz soll ein Rohbau geschaffen werden, damit die heutige S3 Holzkirchen und die S5 Kreuzstraße unterirdisch von der 2. Stammstrecke nach Süden Richtung Giesing abzweigen können. Die S-Bahnen müssten dann nicht mehr am Ostbahnhof die Richtung wechseln, also „Kopf machen“, wie es im Bahndeutsch heißt. Dafür muss eine unterirdische Kaverne gebaut werden, in die ein Einfamilienhaus reinpassen würde, sagte Springer. Vorerst bleibt es ein Rohbau. Der Anschluss an die bestehenden S-Bahn-Gleise im Süden soll später einmal erfolgen.
Rund eine Milliarde Euro wird im Osten verbaut, bis zu 1000 Arbeiter gleichzeitig werden eingesetzt. 2035 soll die 2. Stammstrecke fertig sein. „Das wäre super“, sagte Minister Bernreiter. 2037 sei aber wohl realistischer.DIRK WALTER