Beschädigt: Lenz‘ Koffer mit großer Delle.
Astrid Lenz kämpfte sich nach München durch.
Ein Polizeiwagen bewacht den Münchner Flughafen. Dort tauchen seit Wochen immer wieder Drohnen auf. © dpa, privat
Haar – Nach diesen Ferien war Astrid Lenz (62) gleich wieder urlaubsreif. Die Modelagentin aus Haar (Kreis München) hatte eine Woche in Ibiza verbracht. Am 2. Oktober flog sie mit Condor-Flug DE 1577 zurück nach München – dachte sie jedenfalls. Doch dann wurde der Airport plötzlich wegen Drohnen-Alarms gesperrt. Es waren die ersten Sichtungen der unbemannten Fluggeräte, die auch am Wochenende wohl wieder für Störungen sorgten (wir berichteten).
Lenz sollte an diesem Tag um 22.20 Uhr im Erdinger Moos landen. Doch wegen der Drohnen musste ihr Flieger ausweichen. „Das Flugzeug wurde nach Nürnberg umgeleitet“, berichtet sie. Dort kam die Maschine mit 176 Passagieren an Bord gegen 23 Uhr an, sagt sie. „Die Condor hat uns dort direkt vor Ort gegen 0 Uhr mitgeteilt, dass wir uns selbst um den Transport nach München kümmern müssen. Es wurde kein Transfer bereitgestellt.“ Ein Hotelzimmer habe man ihr nicht angeboten. Das bestätigt ein Condor-Sprecher auf Anfrage: Die Passagiere seien gebeten worden, „die Weiterreise nach München als Zielort des Fluges selbstständig zu organisieren“. Und: „Entsprechende Auslagen für die eigenständige Weiterreise zum Zielort des Fluges werden gemäß den geltenden gesetzlichen Bestimmungen sowie den internen Erstattungsrichtlinien geprüft und bei Anspruch erstattet.“
Astrid Lenz stand erst mal da. „Ich habe keinen Führerschein, also konnte ich keinen Wagen mieten. Die letzte Bahn war weg und der nächste Zug nach München sollte erst um 6 Uhr fahren.“ Sie ging zum Taxistand – ohne Koffer. „Unser Gepäck wurde nicht ausgeladen. Es sollte angeblich nach München zurück fliegen und uns dann nach Hause geliefert werden.“ Erst um 1 Uhr sei es für sie weitergegangen. Die 62-Jährige quetschte sich mit fünf anderen gestrandeten Fluggästen in ein Taxi. „Der Fahrer meinte erst, das kostet uns allen 400 Euro. Als wir aber auf dem Weg nach München jeder eine Quittung haben wollten, verlangte er plötzlich 600 Euro“, sagt sie. Zähneknirschend hätten sie das akzeptiert. „Er sagte, er würde sonst umdrehen.“
Um 2.30 Uhr und um 100 Euro ärmer stieg Lenz am Münchner Hauptbahnhof aus, musste aber weiter nach Haar. Sie nahm also ein zweites Taxi, „es gab keine S-Bahn mehr“. Kosten: 60 Euro. Gegen 3 Uhr war sie endlich zu Hause – der Ärger war aber noch nicht vorbei. Ihr Gepäck habe sie erst nach Tagen bekommen, sagt Astrid Lenz – „als ich selbst zum Flughafen gefahren bin, um es abzuholen. Das hat mich noch mal 25 Euro gekostet. Der Koffer war stark beschädigt.“ Fotos zeigen eine große Delle an einer Ecke des lila Hartschalenkoffers.
Auch mit Condor habe es Schwierigkeiten gegeben, sagt Astrid Lenz. Die Fluggesellschaft habe nicht alle Rechnungen für die Rückreise bezahlen wollen. „Die Rechnung über 100 Euro musste ich mehrmals einreichen“, sagt sie. „Das Taxi nach Haar wollte Condor aber nicht übernehmen, da der Flughafen München angeblich das Endziel war. Aber da sollte ich ja auch um 22.20 Uhr ankommen – und nicht um 2.30 Uhr! Das ist wirklich eine Unverschämtheit.“ Lenz legt entsprechende Mails vor, die das belegen. Erst nach unserer Anfrage kündigt Condor ihr an, alle Kosten zu übernehmen – aus „Kulanz“.THOMAS GAUTIER