Die Polizei sucht Zeugen.
Aiglsbach – An der Autobahnausfahrt Aiglsbach zwischen Pfaffenhofen und Regensburg ist nicht viel los, Wiesen, Gebüsch, Acker. Doch in der Nacht von Sonntag auf Montag ereignet sich dort ein Überfall, der filmreif ist.
Gegen 3.30 Uhr fährt ein Reisebus auf der Autobahn. Nach Informationen unserer Zeitung handelt es sich um ein ausländisches Transportunternehmen, mit dem elf Personen unterwegs sind – die meisten sind kosovo-albanisch, heißt es aus dem Polizeipräsidium Niederbayern. Plötzlich passiert etwas in der dunklen Nacht. Ein weißer VW fährt vor den Bus, sein Kennzeichen WR steht für Wernigerode in Sachsen-Anhalt. Drei Männer sitzen darin, sie geben dem Busfahrer mit Händen und Lichthupe Zeichen, dass er an der Anschlussstelle Aiglsbach abfahren und anhalten soll.
Als der Bus steht, steigen die drei Männer aus und betreten den Bus. Sie geben vor, eine Kontrolle durchzuführen. Doch sie tragen Schusswaffen, fordern Bargeld und Dokumente von den Insassen. Verletzt oder bedroht wird laut Polizei niemand. Mit ihrer Beute kehren die drei Täter zurück ins Auto, dann flüchten sie zurück auf die Autobahn und hauen Richtung München ab. Jemand ruft die Polizei, der Notruf geht bei der nächsten Dienststelle ein, aber die Fahndungsmaßnahmen, die sofort eingeleitet werden, verlaufen ergebnislos. Unklar ist auch, wie viel Beute die Männer gemacht haben.
Das klingt wie eine Szene aus einem modernen Western oder aus einem Hollywood-Streifen. Doch hinter der Tat steckt wohl etwas anderes als eine Räuberpistole. Die Kriminalpolizei Landshut hat die Ermittlungen übernommen. Die Polizei prüft, ob es Kameraaufnahmen von dem Überfall gibt, bittet um Zeugenhinweise. Noch stehen die Ermittler am Anfang – doch es gibt Hinweise, dass es sich um ein Drogengeschäft handelt. „Das war kein klassischer Raubüberfall im Hollywood-Style“, sagt eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Niederbayern. War der Überfall nur Tarnung, um Drogen zu übergeben? Oder hatten die Täter spitzgekriegt, dass in dem Bus Drogen geschmuggelt wurden? Saß im Bus ein Komplize? Und um welche Drogen geht es überhaupt? Dazu sagt die Polizei im Moment noch nichts – aus ermittlungstaktischen Gründen. Nur so viel: „Es gibt eine Vorgeschichte“, heißt es auf Anfrage knapp.
Auf der A93 erwischt die Polizei immer wieder Drogenschmuggler – die Autobahn verläuft vor allem im nördlichen Teil nah an der Grenze zu Tschechien. Von dort kommen seit Jahren illegale Substanzen in den Freistaat, Tschechien gilt als Hochburg für die Produktion von Crystal Meth. Die Zahl der Aufgriffe ist im Lauf der letzten Jahre zurückgegangen. Inzwischen kommt das zerstörerische Amphetamin der Polizei zufolge eher aus dem Westen über die Grenzen nach Deutschland. CARINA ZIMNIOK