Betrugsopfer erhalten Geld zurück

von Redaktion

16 Millionen Euro für rund 300 Geschädigte

Oberstaatsanwalt Nino Goldbeck. © Achim Schmidt

Er kann aufatmen: Franz Ganslmeier aus Gottfrieding bekam 246 000 Euro wieder. © privat

Gottfrieding – Franz Ganslmeier hatte alles verloren. Erst sein Geld. Dann seine Familie. Anlagebetrüger haben den 76-jährigen ehemaligen BMW-Vorarbeiter aus Gottfrieding (Kreis Dingolfing-Landau) um 300 000 Euro betrogen. Dann starben sein Sohn an Leukämie und seine Frau an einem Hirntumor.

Doch nun gibt es für Ganslmeier endlich einen Lichtblick. Die Staatsanwaltschaft Bamberg konnte die Anlagebetrüger fassen. Sie wurden verurteilt und verpflichteten sich, ihre Opfer zu entschädigen. Vor wenigen Tagen landeten 246 000 Euro auf Ganslmeiers Konto. „Das war wie Weihnachten und Ostern zusammen“, sagt er. „Ich war ja blank, habe sogar einen Kredit aufnehmen müssen.“ Auch Zimmerer Michael Frey aus Rosenheim erhielt sein Geld wieder – 43 000 Euro. Auch er war auf Cyberbetrüger hereingefallen.

Denn: Frey und Ganslmeier erstatteten Anzeige. Ermittler der Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) in Bamberg fanden die Täter. Die wurden verurteilt – und zahlten rund 300 Opfern insgesamt 16 Millionen Euro zurück. Oberstaatsanwalt Nino Goldbeck sagt: „So etwas ist außergewöhnlich schwierig, aber nicht unmöglich.“

Der Rosenheimer Michael Frey hatte 2019 eine Anzeige für ein Anlageprodukt im Internet gesehen. Er füllte online ein Formular aus, bekam einen Anruf von einem Berater – der aber zu einer Betrügerbande gehörte. „Ich habe erst 250 Euro überwiesen.“ Der Betrag vermehrte sich rasant – das aber war nur vorgetäuscht. Frey überwies mehr Geld. Erst 5000 Euro, dann 10 000 Euro. Und auf einmal war das Geld weg. Laut Goldbeck sind diese Betrügerbanden hochprofessionell – und agieren im großen Stil: Die ZCB ermittelte seit 2019 bereits 14 000 Geschädigte in Bayern. Der Schaden: rund 500 Millionen Euro.

Auch Franz Ganslmeier geriet in die Fänge solcher Betrüger. „Ich habe 300 000 Euro in einem Monat investiert. Die haben mich jeden Tag angerufen und bearbeitet.“ Jetzt ist er vorsichtiger. „Ich habe meine Handynummer geändert. Und wenn ich eine Nummer nicht kenne, gehe ich nicht mehr ran.“THOMAS GAUTIER

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