NACHGEFRAGT

Eine Millionen Brillen für Bedürftige

von Redaktion

…bei Organisationsgründer Martin Aufmuth. © A. Christ

Eine Millionen Brillen hat Martin Aufmuth durch seine Organisation Eindollarbrillen an Bedürftige Menschen gebracht. Von Mexiko bis Uganda sorgt Eindollarbrillen weltweit dafür, dass Menschen besser sehen. Im Interview erzählt er, welche Ziele er sich nun gesetzt hat.

Herr Aufmuth, wie entstand die Idee der Ein-Dollar-Brille?

2012 habe ich in einem Buch gelesen, dass es weltweit 950 Millionen Menschen gibt, die Brillen brauchen, aber keine haben: Kinder, die in der Schule nicht lesen können, Erwachsene, die nicht arbeiten und für ihre Familie sorgen können. Am gleichen Tag bin ich zufällig am 1-Euro-Laden vorbeigekommen und habe da günstige Lesebrillen gesehen – für einen Euro! Ich habe mich gefragt: Warum gibt es im reichen Deutschland Brillen für einen Euro, aber nicht in ärmeren Ländern? Ich habe angefangen zu recherchieren und dann eine eigene Brille entwickelt: die ein-Dollar-Brille.

Wie schaffen Sie es, Menschen in Ländern mit schwacher Infrastruktur mit Brillen zu versorgen?

Die Ein-Dollar-Brille wird vor Ort auf einer Handbiegemaschine hergestellt. Die Brillen bestehen aus hochwertigem Federstahldraht und sind praktisch unzerstörbar. Trotzdem liegen die Materialkosten pro Brille unter einem Euro. Vor Ort bilden wir Produzenten aus, die die Brillen herstellen. Wir bilden auch augenoptische Fachkräfte aus. Die Brillen verkaufen wir für zwei bis drei ortsübliche Tageslöhne, in Indien sind das vier Euro. Unsere Teams fahren in die entlegensten Dörfer, um die Menschen zu erreichen. Je abgelegener die Regionen sind, desto teurer wird jedoch für uns die Versorgung. Wir zahlen einiges drauf, damit die Leute die dringend benötigten Brillen bekommen.

Was bedeutet es für Sie, weltweit nun eine Million Menschen mit Brillen versorgt zu haben?

Ich habe 2012 allein angefangen. Heute sind wir in Asien, Afrika und Lateinamerika aktiv. Eine Million kann ich mir als Zahl kaum vorstellen. Wenn ich mir aber einzelne Schicksale anschaue, zum Beispiel den Jungen in Brasilien, der zum ersten Mal seine Mutter sehen kann, die Großmutter die endlich wieder für ihre Enkel nähen oder die Lehrerin, die wieder lesen kann, ist das sehr berührend. Das sind eine Million Einzelschicksale. Unser Ziel sind Brillen und eine Grundversorgung mit Augenoperationen für alle Menschen weltweit.

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