Das gefälschte Bild „Marie-Therese Walter“ (von Picasso), angeboten für 35 bis 60 Millionen Euro,
Achtung Fälschung: beschlagnahmte Bilder, präsentiert durch das Landeskriminalamt.
Aufgeflogen: Patrick Haggenmüller, Leiter der Kunstfahndung des Landeskriminalamtes (LKA), mit Staatsanwältin Jennifer Jäger vor der Fälschung „Maria mit Kind“, angeblich von Anthonis van Dyck für 5,39 Millionen Euro. © Sven Hoppe/dpa (3)
München – Sie wollten vermeintliche Werke von Picasso, Rembrandt und Rubens verkaufen – nun sind ihnen Kunstfahnder auf die Schliche gekommen. 20 angebliche Kunstwerke, die unter dem Namen weltberühmter Künstler gehandelt wurden, sind sichergestellt worden, wie das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) mitteilte.
Der Hauptbeschuldigte, ein 77-Jähriger aus dem Raum Schwandorf (Oberpfalz), hatte versucht, die Werke zu veräußern und behauptete, dass sie von weltberühmten Künstlern seien. Für die Werke verlangten die Kriminellen zwischen 400 000 Euro und 14 Millionen Euro.
Ein 74-Jähriger aus Rheinland-Pfalz fertigte als Komplize dazu Expertisen an, die die Echtheit der Kunstwerke bestätigen sollten. Gegen die beiden liegt ein Haftbefehl vor, wegen ihres hohen Alters sind sie allerdings derzeit unter Auflagen auf freiem Fuß. Insgesamt wird gegen elf Menschen ermittelt.
Ein angeblicher Rembrandt für 120 Millionen Franken
Ihnen wird versuchter gewerbs- und bandenmäßiger Betrug mit Kunstfälschungen vorgeworfen. Erst vergangene Woche gab es Durchsuchungen in Schwandorf, München, Teisendorf und Erlangen sowie in weiteren Städten außerhalb Bayern, auch in Berlin und Potsdam. Außerdem wurden in fünf Schweizer Kantonen Wohn- und Geschäftsräume durchsucht.
Aufmerksam wurden die Ermittlerinnen und Ermittler, weil durch den Hauptbeschuldigten zwei vermeintlich originale Gemälde von Pablo Picasso, darunter „Dora Maar“, auf dem Kunstmarkt zum Kauf angeboten wurden. Außerdem wollte er das weltberühmte Gemälde „Staalmeesters“ (auf deutsch „Die Vorsteher der Tuchmacherzunft“) von Rembrandt van Rijn für 120 Millionen Franken verkaufen. Das Bild gehörte einer 84-jährigen Schweizerin, gegen die ebenfalls ermittelt wird. Dass hierbei etwas nicht stimmt, fiel den Kunstfahndern auf – denn das Bild hängt bereits im Amsterdamer Rijksmuseum. Das zum Kauf angebotene Gemälde ist nicht das Original aus dem 17. Jahrhundert, sondern eine Kopie, vermutlich aus dem 20. Jahrhundert. Die Kunstfälscher hatten behauptet, es sei andersrum: Sie hätten das Original, das Museum nur eine Kopie. Ein vom LKA beauftragter Kunstsachverständiger klärte die Sache jedoch rasch.
Andere vermeintliche Bilder wurden einfach aus dem Kofferraum eines Autos angeboten. Insgesamt sind es 20 Werke, unter anderem auch (angeblich) von Rubens, Juan Miro und Frida Kahlo. Offen ist bislang noch, ob die Hauptbeschuldigten die Werke selbst gefälscht haben oder nur als Vermittler aufgetreten sind. Zu einer Fälscherwerkstatt konnte das LKA zunächst nichts sagen. Derzeit ist kein Fall bekannt, in dem die Männer mit ihrer Masche Erfolg hatten, hieß es. Dazu werde aber noch ermittelt.MM/DPA